Molke - Restprodukt der Käseherstellung
27. August 2021
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3 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Molke ist relativ vitaminreich und fettarm, das enthaltene Eiweiß hat eine hohe biologische Wertigkeit. Deshalb wird Molke seit einigen Jahren als Diätgetränk auch zum Abnehmen empfohlen. Molkedrinks oder Molkegetränke sollen Mahlzeiten ersetzen und so zu einer verringerten Kalorienaufnahme führen. Das entspricht der Vorgehensweise der Formuladiäten. Eine Molkediät oder Molkekur kann also zu einer schnellen Gewichtsreduktion führen. In der Praxis führt sie leider häufig zu einem schnellen Jo-Jo-Effekt.

Molke wird allgemein als gesund angesehen, schließlich ist sie ein Naturprodukt. Tatsächlich sollte man etwas genauer hinschauen, bevor man diese Behauptung einfach so glaubt.

Molke

Molke ist ein Abfallprodukt, das bei der Käseherstellung anfällt. Dabei gehen die meisten Inhaltsstoffe der Milch in den Käse über, sodass der Hauptbestandteil der Molke Wasser ist. Ansonsten enthält Molke noch etwa 5 % Kohlenhydrate, hauptsächlich Milchzucker (Laktose), 1 % Eiweiß und so gut wie kein Fett. Dazu noch einige Vitamine und Mineralstoffe. Menschen mit Laktoseintoleranz sollten Molke also meiden, auch wenn der Milchzucker sonst verdauungsfördernd wirkt. Süßmolke und Sauermolke unterscheiden sich etwas im Geschmack, kaum in den Inhaltsstoffen.

Molke hat eine geringe Haltbarkeit von nur wenigen Stunden, muss also entweder direkt nach der Herstellung verbraucht oder verarbeitet werden. Deshalb ist frische Molke nicht im Handel erhältlich. Molke hat eine nicht sehr ansprechende grünliche Farbe und einen Geschmack, der von ihren Fans als säuerlich, von vielen anderen aber eher als abstoßend oder sogar eklig beschrieben wird. Deshalb ist pure Molke nur schwer erhältlich, sie wird mit Aromastoffen, Farbstoffen, Verdickungsmitteln, viel Zucker, Süßstoff und ähnlichem zu einem appetitlich erscheinenden Gemisch verarbeitet. Häufig werden auch Vitamine, Mineralstoffe und ähnliches zugesetzt, um die Molke gesünder erscheinen zu lassen. Konservierungsstoffe lassen sich aufgrund der geringen Haltbarkeit kaum vermeiden.

Die Praxis der industriellen Verarbeitung macht aus dem ursprünglich gesunden Naturprodukt also etwas, was zwar den Geschmacksvorlieben vieler Menschen entspricht, aber nicht unbedingt ihren Vorstellungen von einem gesunden Naturprodukt. Molkepulver ist dabei auch keine bessere Wahl, da die industriellen Trocknungsverfahren auch nur wenig Natur übrig lassen.

Von Natur aus ist Molke also eine nicht schön anzusehende, nicht gut schmeckende Flüssigkeit mit geringen Nährwerten. Jahrhundertelang wurde diese Flüssigkeit an die Schweine verfüttert. Das passiert auch heute noch, lohnt sich aber nur, wenn Molkerei und Schweinemästerei nahe beieinander liegen, sonst sind die Kosten für die Haltbarmachung und den Transport zu hoch. Denn Molke hat einen geringen Nährwert, wird von den Schweinemästern also auch nicht teuer bezahlt.

Molke in der menschlichen Ernährung

Seit es Käse und damit Molke gibt, wurde die Molke natürlich von den Menschen getrunken. Bedingt durch ihren schlechten Geschmack und ihre geringen Nährwerte fand dies aber vor allem dann statt, wenn es nichts anderes gab. Ansonsten lohnte es mehr, die Molke den Schweinen zu geben und später das Fleisch zu essen.

Seit dem 19. Jahrhundert wird Molke wegen ihrer gesundheitsfördernden Eigenschaften angepriesen, hat sich aber wegen ihres Geschmacks und Aussehens nie wirklich durchsetzen können.

Einen Durchbruch in der Molkeverwendung für die menschliche Ernährung gab es erst, seit es Lebensmittelzusatzstoffe gibt, die Geschmack, Aussehen und Konsistenz eines Lebensmittels praktisch beliebig verändern können. Dass dabei die gesunden Eigenschaften der Molke etwas in den Hintergrund gedrängt werden, stört kaum jemanden.

In der heutigen Zeit ist ein kalorienarmes, nährstoffarmes Lebensmittel anders als in früheren Zeiten positiv angesehen. Molke lässt sich trotz ihrer naturgegebenen Eigenschaften als gesundes Wellnessgetränk vermarkten, fällt in großen Mengen billig an und kann teuer an gesundheitsbewusste Menschen verkauft werden. Die zahlen jedenfalls deutlich mehr für die Molke als die Schweinemäster.

Molke zum Abnehmen

Ein kalorienarmes, nährstoffarmes Lebensmittel wird natürlich als Mittel zum Abnehmen vermarktet. Fast alle Formuladiäten enthalten Molkeneinweiß. Molkedrinks und Molkegetränke sollen Mahlzeiten ersetzen. Dabei wird übersehen, dass Abnehmen nicht nur darin besteht, durch möglichst geringe Energieaufnahme das Körperfett abzubauen. Der schwierige Teil beim Abnehmen besteht im dauerhaften Gewicht halten. Dies kann man nur durch eine gesunde, angemessene Ernährung schon während der Abnehmphase erlernen. Dazu gehört auch, Kohlenhydrate möglichst nicht nur in Form von Zucker, auch nicht von Milchzucker, sondern in Form von möglichst stärkehaltigen Produkten, die neben langkettigen Kohlenhydraten auch Ballaststoffe enthalten, aufzunehmen.

Eine Ernährung nur mit Molkeprodukten ist also, auch für eine vorübergehende Abnehmphase, nicht zu empfehlen. Zumindest im Prinzip kann Molke jedoch ein Teil einer gesunden, kalorienarmen und nährstoffreichen Ernährung sein. Naturbelassene Molke wäre dazu sicherlich geeignet, aber gerade sie ist nicht erhältlich. Gegen diese pure Molke spricht natürlich auch ihr Geschmack, gegen die erhältlichen Varianten sprechen die vielen Zusatzstoffe. Vielleicht sollte man die Molke doch besser den Schweinen überlassen.

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Beitragsbild: Madeleine Steinbach/Shutterstock