stevia rebaudiana - genauso natürlich wie Zucker, aber mit weniger Kalorien
27. August 2021
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3 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Stevia rebaudiana ist eine in Südamerika heimische Pflanze, deren Blätter stark süß schmecken. Die Süßkraft der Stevia-Blätter liegt etwa dreißig Mal höher als die von Zucker, man kann also eine vergleichbare Süßwirkung mit einem Dreißigstel der Menge erzielen. Extrakte aus den Blättern haben sogar eine noch deutlich höhere Süßkraft. Dabei ist Stevia, auch aufgrund der geringen erforderlichen Mengen, nahezu kalorienfrei, führt nicht zu Karies und hat noch eine Reihe weiterer gesundheitlicher Vorteile. Ob Stevia gesundheitliche Risiken birgt, ist umstritten. In Südamerika werden die getrockneten, pulverisierten Blätter traditionell als Süßmittel für Tee und ähnliches verwendet.

Diese Eigenschaften, zusammen mit der Tatsache, dass Stevia offenbar schon seit Jahrhunderten problemlos als Süßungsmittel verwendet wird, lassen die Pflanze vielen Liebhabern des süßen Geschmacks geradezu als Offenbarung erscheinen. Anders als die inzwischen etablierten künstlichen Süßstoffe ist Stevia eindeutig ein Naturprodukt. Und dieses Naturprodukt verspricht reuelosen Süßgenuss, was vor allem vielen Übergewichtigen als die Lösung ihres jahrelang vergeblich bekämpften Gewichtsproblems erscheint.

Da wirkt die Tatsache, dass Stevia in der Europäischen Union nicht als Lebensmittel oder Lebensmittelzusatzstoff zugelassen ist, desillusionierend und sogar empörend. Denn es hat zur Folge, dass man Stevia nicht so einfach kaufen kann.

Update: Inzwischen kann man Stevia kaufen. Ob die Verwendung von Stevia zum Abnehmen sinnvoll ist, bleibt allerdings zweifelhaft.

Stevia ist kein zugelassenes Lebensmittel (inzwischen geändert)

In der EU gibt es ein festgelegtes bürokratisches Verfahren, das über die Zulassung neuer Lebensmittel entscheidet. Stevia wird als neues Lebensmittel deklariert, obwohl es jahrhundertealt ist. Es sind eine Menge Vermutungen über die verschlungenen Wege der europäischen Bürokratie angestellt worden, aber letzten Endes bleibt als Tatsache bestehen: Stevia ist in Deutschland und in der EU noch nicht zugelassen. Es ist unklar, ob und wann sich das ändern könnte. In der Schweiz und in diversen außereuropäischen Ländern können mit Stevia gesüßte Produkte gekauft werden.

Nachteile von Stevia

Bevor man sich zu sehr über die Nichtverfügbarkeit von Stevia ärgert, sollte man sich ein paar Gedanken machen. Stevia schmeckt nicht einfach süß, sondern es hat einen Eigengeschmack, der nicht zu jedem süßen Gericht passt. Diese Tatsache hat schon bei vielen zu Enttäuschungen geführt. In Ländern, in denen Stevia erhältlich ist, werden deshalb oft Mischungen angeboten, die außer Stevia noch Aroma- und andere Zusatzstoffe enthalten. Der Vorteil mit dem Naturprodukt relativiert sich da wieder.

Stevia kann auch nicht beliebig als Zuckerersatz verwendet werden, denn Zucker hat außer der Süße noch mehr Eigenschaften, die zum Beispiel beim Backen wichtig sind. Hinzu kommt, dass viele Süßigkeiten zu einem hohen Gewichtsanteil aus Zucker bestehen. Wenn man den Zucker in einer Süßigkeit, die zu 50 % aus Zucker besteht, durch Stevia oder einen anderen Süßstoff ersetzen würde, dann würde die Süßigkeit nur noch halb soviel Masse haben. Vor allem die Süßwarenindustrie wird kaum freiwillig auf den billigen Füllstoff Zucker verzichten wollen.

Stevia zur Gewichtsreduktion

Viele Übergewichtige sehen ihren überhöhten Süßigkeitenkonsum als Ursache ihres Gewichtsproblems an. Stevia könnte zu kalorienfreier Süße und damit zu einer Gewichtsreduktion führen. Leider geht diese Vermutung aber wahrscheinlich an der Realität vorbei. Denn wer zu viel Süßes isst und deshalb zu viel wiegt, der nimmt die überschüssigen Kalorien nicht alle aus Zucker auf. Viele der überschüssigen Kalorien stammen aus Fett, denn es ist nicht der Zucker alleine, es ist vor allem die Kombination von Zucker und Fett, die die süßen Sachen so unwiderstehlich macht.

Statt Zucker Stevia zu verwenden, würde also nur dazu führen, dass man noch hemmungsloser zugreifen würde. Hinzu kommt, dass viele der mit Stevia gesüßten Produkte, wie zum Beispiel Softdrinks, durchaus verzichtbar sind. Besser als mit Stevia gesüßte Produkte wäre also der Verzicht auf solche Produkte.

Und das ist schließlich die gute Nachricht. Der (weitgehende) Verzicht auf Zucker ist möglich, auch ohne Stevia oder andere Süßstoffe. Man kann lernen, seinen Zucker- und Süßigkeitenkonsum, und damit eben auch seinen Fettkonsum, durch eine umfassende Ernährungsumstellung deutlich zu reduzieren, theoretisch sogar bis zum völligen Verzicht. Hier kann man nachlesen, wie das geht. Bei richtiger Durchführung der Ernährungsumstellung würde das nicht über den Weg der Selbstkasteiung führen, der letzten Endes nicht erfolgversprechend ist.

Bei richtiger Durchführung der Ernährungsumstellung würde stattdessen die Vorliebe für den süßen Geschmack nach und nach durch eine Verfeinerung des Geschmacksempfindens ersetzt, mit einer zunehmenden Vorliebe für die Vielfalt, die die natürlichen Aromen naturbelassener Lebensmittel so an sich haben. Die alle anderen Geschmacksrichtungen überdeckende Einheits-Süße wird dann nicht mehr als attraktiv empfunden und folgerichtig auch vermieden. Stevia wird dann nicht mehr gebraucht, genau wie Zucker und künstliche Süßstoffe.

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