Vitamin A ist ein lebensnotwendiger Nährstoff, aber gleichzeitig ist es ein starkes Gift, das bei Überdosierung zu schweren Vergiftungen bis hin zum Tod führen kann. Unter den über 400 verschiedenen Carotinoiden nimmt das Beta-Carotin eine Sonderstellung ein. Beta-Carotin wird auch als Provitamin A bezeichnet, weil es in der Darmschleimhaut zu Vitamin A aufgespalten werden kann. Es ist aber auch ein eigenständiger Nährstoff. Die Rolle der anderen Carotinoide ist noch nicht abschließend untersucht, fest steht aber, dass zumindest einige davon eine wichtige Rolle im Körper spielen und deshalb auch in der Nahrung enthalten sein sollten.
Beta-Carotin wird ausschließlich von Pflanzen hergestellt, Vitamin A dagegen nur von Tieren und Menschen. Daneben gibt es natürlich auch noch die künstliche, also industrielle Herstellung.
Vitamin A, auch Retinol genannt, ist Bestandteil der Retina des Auges. Es ist unmittelbar am Sehvorgang beteiligt, vor allem am Sehen in relativer Dunkelheit. Vitamin A dient dem Wachstum und der Gesunderhaltung von Haut und Schleimhäuten. Auch an der Bildung und dem Erhalt von Knochen und Knorpel ist Vitamin A beteiligt. Es ist an der Bildung von Hormonen, vor allem von Sexualhormonen (Östrogene, Testosteron) beteiligt. Es fördert die Funktion des Immunsystems. Beta-Carotin schützt vermutlich vor verschiedenen Krebsarten und kann die Lichtempfindlichkeit der Haut herabsetzen. Vor allem ist Beta-Carotin aber der Grundstoff, aus dem im Körper Vitamin A hergestellt wird.
Vitamin-A-Mangel
Eine Unterversorgung mit Vitamin A kann eine ganze Reihe von Symptomen hervorrufen: Nachtblindheit oder ungenügende Sehfähigkeit bei schlechtem Licht, trockene, juckende Schleimhäute mit Bindehautentzündungen oder Bronchitis, trockene, raue Haut mit Rissbildung oder Ausschlägen, Haarausfall oder trockene, spröde Haare oder Nägel, Wachstumsstörungen, Müdigkeit, eingeschränkter Geruchssinn, erhöhtes Infektionsrisiko, eingeschränkte Fortpflanzungsfähigkeit, zu wenig rote Blutkörperchen, schlechter Appetit, Nierensteine. Alle diese Symptome können natürlich auch andere Ursachen haben.
Ursachen einer Unterversorgung mit Vitamin A
Eine Unterversorgung mit Vitamin A kann eine Folge von Fehl- oder Mangelernährung, zum Beispiel einer Diät, sein. Aber auch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse, der Leber oder der Galle können zu einer Unterversorgung führen. Ebenso Fettresorptionsstörungen, die zum Beispiel durch Krankheiten wie Zöliakie oder Morbus Crohn hervorgerufen werden können. Ein Vitamin-A-Mangel kann durch Medikamente hervorgerufen werden, die die Fettaufnahme im Darm behindern (Mittel zur Behandlung von Übergewicht) oder durch Medikamente, die den Blutfettgehalt oder den Cholesterinspiegel senken, genauso wie durch Abführmittel oder Schlafmittel. Auch orale Kontrazeptiva (die Pille) können zu einer Unterversorgung führen. Aber auch Stress, Infektionen, Operationen, Rauchen oder Alkoholkonsum, zu viel Sonnenlicht, zu viel Bildschirmarbeit oder Fernsehen können zu einem Mangel beziehungsweise zu einem erhöhten Bedarf an Vitamin A führen.
Hypervitaminose oder Überversorgung mit Vitamin A
Auf der anderen Seite kann Vitamin A aber auch überdosiert werden. Überdosierung führt zu Kopfschmerzen, Sehstörungen, Koordinationsproblemen, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen und erhöhtem Hirndruck mit Störungen des Zentralnervensystems. In der Schwangerschaft kann es durch zu viel Vitamin A zu Schädigungen des ungeborenen Kindes kommen. In Extremfällen kann eine Vitamin-A Vergiftung zum Tod führen. Bei chronischer Überdosierung, also zu hoher Einnahme von Nahrungsergänzungen über längere Zeit, kann es zusätzlich zu Ödemen, also Wassereinlagerungen, Osteoporose, Muskelschmerzen, Hauterkrankungen, Haarausfall und vergrößerter Leber und Milz kommen.
Ursachen einer Hypervitaminose mit Vitamin A
Die häufigste Ursache für Überdosierungen ist die unkontrollierte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Daneben enthalten Medikamente zur Behandlung der Akne hohe Dosen von Vitamin A, auch dadurch kann es zu einer Überdosierung kommen. Und es gibt den ausgesprochen seltenen Fall, dass jemand zu viel von der Leber von arktisbewohnenden Tieren wie zum Beispiel Eisbären isst. Dies hat schon zu Todesfällen geführt.
Zufuhrempfehlungen für Vitamin A und Vitaminquellen
Vitamin A ist in tierischen, fetthaltigen Lebensmitteln wie Milch, Milchprodukte, Eier, Fleisch, Fisch und vor allem Leber enthalten. Beta-Carotin ist in Gemüse und Obst enthalten, und zwar vor allem in den gelben und orangen Früchten und Gemüsen wie Möhren und Pfirsichen und in den dunkelgrünen Blattgemüsen wie Spinat oder Grünkohl.
Die Höhe des Bedarfs an Vitamin A und an Beta-Carotin ist individuell sehr verschieden. Die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gehen von einem Bedarf aus, der für Erwachsene zwischen 0,8 und einem Milligramm (800 bis 1000 Mikrogramm) Vitamin A am Tag liegt. Wenn der Bedarf alternativ mit Beta-Carotin gedeckt wird, dann muss man von der sechsfachen Menge ausgehen, also etwa 6 Milligramm am Tag. Diese Menge ist zum Beispiel in 50 bis 60 Gramm Mohrrüben oder in 4 (vier) Gramm Schweineleber enthalten.
Da Vitamin A problemlos aus Beta-Carotin hergestellt werden kann, und da Beta-Carotin auch für sich günstige Effekte hat, empfiehlt es sich, den Bedarf teils aus pflanzlichen, teils aus tierischen Lebensmitteln zu decken. Aber auch Vegetarier müssen kein Problem mit ihrer Versorgung kriegen, es kann auch der gesamte Bedarf aus pflanzlichen Lebensmitteln gedeckt werden. Die Gesamtzufuhr aus tierischen Lebensmitteln zu beziehen, kann dagegen leicht zu Überdosierungen führen.
Vitamin A ist fettlöslich und kann in der Leber gespeichert werden. Es ist also nicht notwendig, eine regelmäßige Zufuhr einzuhalten. Außerdem kann der Körper einen Überschuss an Beta-Carotin in der Haut und im Fettgewebe speichern. Bei der Bedarfsdeckung aus pflanzlichen Lebensmitteln kann es auch nicht zu einer Überdosierung kommen, da der Körper die Herstellung von Vitamin A an den Bedarf anpasst.
Der Körper kann also Vitamin A selbst herstellen, aber nur aus Beta-Carotin und in geringerem Maße aus einigen anderen Carotinoiden. Diese werden auch gesammelt als Provitamin A bezeichnet. In Pflanzen kommt Beta-Carotin auch niemals isoliert vor, sondern immer in Gesellschaft vieler anderer Carotinoide. Das ist ein wichtiger Unterschied zu künstlich hergestelltem Beta-Carotin.
Beta-Carotin als Lebensmittelzusatzstoff
Beta-Carotin wird als Lebensmittelzusatz verwendet. Es hat die Nummer E 160a. Carotin aus Lebensmitteln, also eine Mischung von Alpha-, Beta- und Gamma-Carotinoiden, gilt grundsätzlich als gesundheitlich unbedenklich. Als Lebensmittelzusatzstoff wird jedoch in den meisten Fällen reines, künstlich hergestelltes Beta-Carotin verwendet. Dies kann, insbesondere bei Rauchern, zu einer Erhöhung des Krankheitsrisikos führen. Die zugrundeliegenden Zusammenhänge sind noch weitgehend ungeklärt und die wissenschaftlichen Befunde sind im Moment auch noch nicht eindeutig. Obwohl der Zusatzstoff natürlich zugelassen ist, schadet es jedoch nicht, seinen Bedarf aus natürlichen Carotinoiden zu decken.
Nahrungsergänzung
Sowohl Vitamin A als auch Beta-Carotin sind Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln. Bei Vorliegen eines echten Mangels kann die Einnahme solcher Mittel sicher günstig sein. Bei der Einnahme ohne Verordnung eines Arztes ist es besser, solche Mittel vorzuziehen, die Beta-Carotin enthalten, da Vitamin A leicht überdosiert werden kann. Allerdings führt eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung ganz von alleine zu einer Bedarfsdeckung, nicht nur an Vitamin A. Und sie vermeidet das Problem der Überdosierung.