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Mühelos abnehmen mit Kryolipolyse? Kann man Fett wirklich durch Kälte auflösen?

Man kann Fettzellen durch Kälte zerstören. Das funktioniert zuverlässig und nebenwirkungsarm. Allerdings sollte man, bevor man in Begeisterung ausbricht, das Kleingedruckte lesen.
Kryolipolyse: medizinische oder kosmetische Kälteanwendung zur Reduktion von Unterhautfett
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11 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Fettzellen reagieren empfindlicher auf Kälte als Hautzellen und anderes Gewebe an der Körperoberfläche. Durch gezielte Kälteanwendung kann man deshalb Fettzellen in den Zelltod (Apoptose) schicken, während die Haut und alle anderen Zellen intakt bleiben.

Was genial klingt und von vielen Übergewichtigen voller Hoffnung betrachtet wird, sieht in der Praxis nicht ganz so rosig aus.

Was ist Kryolipolyse und wie viel kann man damit abnehmen?

Warum Kryolipolyse so große Hoffnungen weckt

Man setzt oder legt sich bequem hin, lässt sich an den Stellen, an denen die Fettpölsterchen sind, ein paar seltsam aussehende Platten anlegen und verbringt dann eine Stunde damit, auf den Erfolg zu waren.

Es tut nicht weh, es hat keine Nebenwirkungen, es ist nur ein bisschen kalt. Wenn man fertig ist, steht man auf und geht weiter seinen Beschäftigungen nach.

Während der einstündigen Behandlung werden viele Fettzellen zerstört. Die in den kommenden Wochen von den Fresszellen des Immunsystems entsorgt werden.

Man wird mühelos schlank. So jedenfalls die Hoffnung, die mit der Kryolipolyse verbunden ist.

Wie sieht die Realität aus?

Kryolipolyse, ein paar Fakten

Starke Kälte führt dazu, dass lebende Zellen absterben. Im Extremfall stirbt der gesamte Organismus. In dem speziellen Fall, um den es hier geht, sterben Fettzellen. Und nur Fettzellen. Das macht die Sache spannend für Menschen, die gerne Körperfett verlieren möchten.

Das grundsätzliche Prinzip der Kryolipolyse ist wissenschaftlich untersucht und die Wirksamkeit ist auch nachgewiesen. Es ist also kein Hokus-Pokus.

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Zuletzt aktualisiert am 16. Februar 2025 um 18:00 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Bei Anwendung bestimmter niedriger Temperaturen für einen Zeitraum von etwa einer Stunde stirbt ein hoher Prozentsatz der so behandelten Fettzellen ab. Während Haut, Nervenzellen, Blutgefäße und so weiter unverletzt bleiben.

Die erste Bestätigung dieser Tatsache wurde schon von Manstein et al. (2008) veröffentlicht. Es folgten viele weitere wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit den Details befassten, die man wissen muss, um die Methode gefahrlos und wirksam anwenden zu können. Eine Übersichtsarbeit von Murphrey et al. (2023) fasst diesen Forschungsstand zusammen.

Kryolipolyse, eine nichtinvasive Methode zur Körperfettreduktion

Erstmal handelt es sich um eine nicht-invasive Methode, mit der man Körperfett gezielt an bestimmten Körperstellen zum Verschwinden bringen kann. Es ist also keine Operation, man braucht keine Narkose oder Betäubung, man kann direkt wieder arbeiten und seinem Alltag nachgehen.

Das ist ein wichtiger Unterschied zur Fettabsaugung.

Das bedeutet allerdings nicht, dass die Methode völlig harmlos wäre. Die extreme Kälte, die auf die Haut einwirkt, erzeugt ein Kribbeln, ein Stechen, das Gefühl von Kälte, die so intensiv ist, dass sie schon fast Schmerzen verursacht.

Wer schon mal ohne Handschuhe einen Schneemann gebaut oder eine Schneeballschlacht gemacht hat, kennt das Gefühl.

Die Nerven können allerdings so stark gereizt werden, dass ein wochenlang anhaltendes Taubheitsgefühl auftritt. Es trifft nicht jeden, und soweit bisher bekannt, geht es zuverlässig wieder weg.

Wenn man sich für diese Methode interessiert, sollte man trotz der relativen Harmlosigkeit nicht zuhause experimentieren, sondern eine Praxis aufsuchen, in der das Ganze unter kontrollierten Bedingungen stattfindet.

Eine Frau mit kleinen Speckröllchen am Bauch. Wenn sie stören, können sie durch Kryolipolyse entfernt werden.

Kleine Speckröllchen am Bauch sind normal, haben nichts mit Dicksein zu tun. Aber wenn sie stören, kann Kryolipolyse angewendet werden, um sie loszuwerden.
Foto: ARMMY PICCA/Shutterstock

Dort werden Geräte verwendet, die nicht nur Kälte anwenden, sondern die auch ständig überwachen, welche Temperatur die Haut und das darunterliegende Fettgewebe haben. Denn man möchte keine Erfrierungen bekommen.

Wer sollte die Kälteanwendung besser nicht machen?

Während die Methode im Allgemeinen risikoarm ist, kann das Risiko bei Vorliegen bestimmter Erkrankungen oder Dispositionen deutlich höher sein.

Hinzu kommt, dass bei starkem Übergewicht der Effekt zwar auch vorhanden sein wird, aber in Relation zum noch vorhandenen Fettgewebe nicht sichtbar sein kann. Das bedeutet Frustration, die man sich sparen kann.

In sehr seltenen Fällen erzielt man mit der Kryolipolyse die gegenteilige Wirkung zu dem, was man beabsichtigt hatte. Das Fettgewebe an der behandelten Stelle vermehrt sich. Das ist sehr selten, aber es kommt vor.

Bevor man die Methode am Bauch anwendet, sollte man sicherstellen, dass kein Leistenbruch vorliegt. Denn der könnte durch die Anwendung eines Vakuums, wie es in den Saugköpfen zur Anwendung kommt, verschlimmert werden.

Bei Vorliegen neurologischer Erkrankungen sollte man sicherstellen, dass die Nerven im zu behandelnden Bereich gesund sind, da die Erkrankung sonst durch die Kälte verschlimmert werden könnte.

Daneben gibt es eine ganze Reihe von seltenen, mit Kälte assoziierten Erkrankungen, die die Kältebehandlung ausschließen. Der behandelnde Arzt wird vorher genau feststellen, ob man geeignet ist.

Die meisten Menschen können aber problemlos mit der Methode behandelt werden.

Wie viel Fett kann man mit der Kälteanwendung verlieren?

Die Werbung für diese Methode der Fettreduktion verspricht, dass in einer Anwendung bis zu 25% des behandelten Fettgewebes zum Verschwinden gebracht werden können. Es kommt allerdings darauf an, wie viel Fett an der jeweiligen Körperstelle vorhanden ist.

Und da lohnt es sich, mal in die Forschungsarbeiten zu gucken. Dort ist dann die Rede von bis zu 40 ml pro Behandlung. Man kann also bis zu knapp 40 Gramm Fett verlieren.

Dafür werden je nach Anbieter und je nach konkretem Fall zwischen 200 und 700 Euro pro Sitzung fällig. Wenn einem 40 ml nicht genug sind, kann die Behandlung auch problemlos wiederholt werden.

Es ergibt sich, dass Kryolipolyse keine Methode zum Abnehmen ist, sondern eine Methode, um gezielt Fett an bestimmten Körperstellen loszuwerden, wenn man ansonsten ohnehin schon schlank ist.

10 kg abnehmen mit Kryolipolyse wird also eher nicht möglich sein, aber man kann die Ästhetik seiner Körperkonturen perfektionieren.

Wie funktioniert die Fettreduktion durch Kälte?

Lebende Zellen, die zu stark abgekühlt werden, sterben ab. Durch die gezielte Kälteanwendung kann man also gezielt Fettzellen an bestimmten Körperstellen zum Absterben bringen. Diese Zellen werden dann über einen längeren Zeitraum von den Fresszellen des Immunsystems eingehüllt und entsorgt.

Es dauert ein paar Wochen, aber die Wirkung ist nach einiger Zeit deutlich sichtbar und messbar. Man kann davon ausgehen, dass es funktioniert.

Allerdings ist die Kryolipolyse keine Diät. Wenn man in der Zeit, in der die Fresszellen ihre Arbeit tun, zu viel isst, kann man leicht die Wirkung der Kälte ausgleichen oder sogar zunehmen.

Wie läuft die Kältebehandlung ab?

Man sucht sich einen Anbieter, der über ein spezielles Gerät zur Anwendung der Kryolipolyse verfügt. Dieses Gerät enthält Messsensoren, die ständig die Temperatur in den betroffenen Körperregionen messen. Und es enthält Platten oder Saugköpfe, die die Kälte auf die Haut übertragen.

Die Platten und Saugköpfe gibt es in verschiedenen Formen und Größen, so dass für jede Körperregion die perfekte Lösung gefunden werden kann.

Bei einer Standardanwendung wird eine Temperatur von -10°C für 60 Minuten angewendet. Das ist eine Temperatur, die die Haut toleriert, ohne zu erfrieren. Während gleichzeitig das darunterliegende Fettgewebe weit genug heruntergekühlt wird, dass die Fettzellen absterben.

Die -10°C beziehen sich dabei auf die Temperatur der Kühlplatte. In der Haut und im Körper allgemein wird die Kälte schnell verteilt und wirkt dann weniger intensiv. Meistens wird auch noch ein Gel aufgetragen, das dafür sorgt, dass die Kälte besser verteilt wird.

Weil eine ganze Stunde recht lange ist, gibt es auch Anwendungen, bei denen eine Temperatur von -15°C für 45 Minuten angewendet wird. Auch das wird von der Haut vertragen.

Es wird weiterhin ausprobiert, welche Temperatur für wie lange angewendet werden muss, um das optimale Ergebnis zu erzielen. Man kann also unter Umständen von verschiedenen Anbietern unterschiedliche Angebote bekommen.

Es ist noch nicht endgültig entschieden, welche Temperatur, welche Anwendungsdauer zu den besten Ergebnissen führen. Die Methode ist noch in der Entwicklung.

Nach der Behandlung kann man nach Hause gehen, abgesehen von sehr seltenen Fällen braucht man nicht mit schwerwiegenden Nebenwirkungen zu rechnen.

Innerhalb der folgenden Wochen werden dann die Fresszellen des körpereigenen Immunsystems ihre Arbeit machen und die zerstörten Fettzellen entsorgen.

Die sichtbare Wirkung tritt also mit einer gewissen Zeitverzögerung und auch erst nach und nach ein. Bei korrekter Anwendung kann man sich aber darauf verlassen, dass es eine Wirkung geben wird.

Wo geht das Fett aus den zerstörten Fettzellen hin?

Die zerstörten Fettzellen werden vom Körper entfernt werden, darauf kann man sich verlassen. Die Fresszellen arbeiten langsam, aber zuverlässig.

Allerdings ist bislang unklar, wo das Fett aus diesen Fettzellen hingeht. Es ist unwahrscheinlich, dass der Körper es einfach ausscheidet, aber was er tatsächlich damit macht, ist nicht bekannt.

In jedem Fall hat die Entfernung einer gewissen Zahl von Fettzellen keinen direkten Einfluss auf die anderen Fettzellen, die überall sonst im Körper noch vorhanden sind. Und jede Fettzelle kann eine große Menge Fett aufnehmen. So dass es auf die Zahl der Fettzellen nicht so unbedingt ankommt.

Entsprechend ist zur Zeit noch unklar, wie es mit der langfristigen Wirkung der Kälteanwendung aussieht.

An welchen Körperstellen kann man die Kälte anwenden?

Theoretisch kann die Kälte an jeder beliebigen Stelle des Körpers angewendet werden. Allerdings gibt es in der Praxis ein paar Einschränkungen.

Besonders oft gewünscht wird jedenfalls die Anwendung am Bauch. Wer sich ein Sixpack antrainiert hat, und darunter leidet, dass es nicht sichtbar ist, kann mit der Kryolipolyse gute Erfolge erzielen. Wer dagegen viel viszerales Bauchfett hat, wird mit der Methode nicht viel erreichen.

Männer, die aus unterschiedlichen Gründen eine weibliche Brust entwickeln (Gynäkomastie), können diese mit der Kälteanwendung wirksam reduzieren.

Die meisten Kunden der Methode sind allerdings weiblich. Alle weiblichen Problemzonen können behandelt werden. Oberschenkel, Bauch, Taille, oberer und unterer Rücken, Gesäß, Oberarme sind Beispiele.

Daneben gibt es gewisse Erfolge bei der Cellulite-Behandlung und bei der Behandlung von loser Haut.

Nicht üblich ist die Kälteanwendung am Kopf. Dort liegen Zähne, Gehirn, Augen und viele andere empfindliche Organe in unmittelbarer Nähe zu den meistens kleinen Fettansammlungen.

Um das Doppelkinn loszuwerden, ist die Methode also bestenfalls unter Einschränkungen geeignet. Besser ist hier, sich etwas anderes zu überlegen.

In den meisten Fällen lassen sich unter Anwendung der Kältemethode und von sehr viel Geld kleine Verbesserungen erzielen. Manchmal auch größere.

Die besten Wirkungen lassen sich für lose, mit der Hand greifbare Fettansammlungen erzielen, die nicht fest mit der darunterliegenden Muskulatur verbunden sind. Solches Fett ist sehr oft am Bauch vorhanden, aber auch an (weiblichen) Oberarmen und am Rücken.

Weiterentwicklung der Kryolipolyse

Kryolipolyse funktioniert. Das ist nachgewiesen. Allerdings ist der Erfolg, auch wenn er fast mit Sicherheit eintritt, im Allgemeinen eher klein.

Beziehungsweise ist der Aufwand, den man für tatsächlich sichtbare Veränderungen treiben muss, eher hoch.

Es wird also an Verbesserungen der Methode gearbeitet, die die gleiche Sicherheit mit größeren Erfolgen verbinden könnten. Kombinationstherapien sind in der Entwicklung.

Es wird Kryolipolyse mit Massage kombiniert, es wird abwechselnd Kälte und Hitze angewendet, es wird Kälte mit der Anwendung von Desoxycholsäure kombiniert.

Das sind alles (noch) experimentelle Behandlungen, genau wie die Bestrahlung mit hochfrequenten Strahlen oder Mikrowellen.

Es ist aber möglich, dass im Laufe der Zeit eine Methode entwickelt wird, die auch das nebenwirkungsfreie Zerstören einer richtig großen Zahl an Fettzellen möglich macht.

Es kann sein, dass die Kälteanwendung irgendwann eine ernstzunehmende Methode zur Gewichtsreduktion wird, aber im Moment ist sie das nicht. Im Moment dient die Kryolipolyse kosmetischen Zwecken.

Andere Formen der Kälteanwendung zum Abnehmen

Extreme Kälte zerstört Fettzellen. Aber moderate Kälte führt zu einer deutlichen Erhöhung des Energieverbrauchs, was dem Inhalt der Fettzellen den Kampf ansagt.

Und das ist das, was man beim Abnehmen eigentlich will: Weniger Fett am Körper haben. Die Anzahl der Fettzellen ist eigentlich egal.

Moderate Kälte kann man selbst anwenden, das kostet nichts, eher im Gegenteil.

Man kann zum Beispiel einfach die Heizung ein paar Grad niedriger einstellen. Gerade so, dass man nicht friert. Der Körper gleicht den Temperaturunterschied durch vermehrtes Verbrennen von Energie, vor allem von Körperfett, aus. Frieren ist nicht nötig.

Etwas intensiver ist die Anwendung von kaltem Wasser. Eisbaden erhöht nicht nur den Energieverbrauch, es regt auch die Bildung von braunem Fettgewebe an. Man kann dann Kälte zunehmend besser aushalten, gleicht das durch höheren Energieverbrauch aus.

Insgesamt ist Kälte also beim Abnehmen sehr nützlich. Die Kryolipolyse ist dabei die mühelose, dafür teure Alternative. Effektiver sind die Möglichkeiten, die nicht ganz so mühelos sind, die dafür aber auch nichts kosten.

Man darf sich für die Möglichkeit entscheiden, die einem selbst am meisten zusagt.

Literatur

Manstein, D., Laubach, H., Watanabe, K., Farinelli, W., Zurakowski, D., & Anderson, R. R. (2008). Selective cryolysis: a novel method of non-invasive fat removal. Lasers in surgery and medicine, 40(9), 595–604. https://doi.org/10.1002/lsm.20719

Murphrey, M., & Garibyan, L. (2023). Cryolipolysis: The future of cryolipolysis. Journal of cosmetic dermatology, 22 Suppl 3, 37–47. https://doi.org/10.1111/jocd.15985

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