Magenband zum Abnehmen - schematische Zeichnung
27. August 2021
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6 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Es klingt bestechend einfach: um den Magen wird ein Band gelegt, das das Magenvolumen stark verkleinert. Dadurch kann man nicht mehr so viel essen, man nimmt ab. Tatsächlich ist der Zusammenhang allerdings wie immer komplexer, die Eigenmotivation und Selbstverantwortung spielen eine wichtige Rolle.

Was ist ein Magenband?

Ein Magenband ist ein Schlauch, der während einer meist laparoskopisch durchgeführten Operation um den Magen gelegt wird und ihn dadurch quasi in zwei Teile teilt, mit einem schmalen Durchlass zwischen den beiden Magenteilen. An diesem Magenband ist ein weiterer dünner Schlauch befestigt, der zu einem Port führt, der unter der Haut auf der Bauchmuskulatur befestigt wird. Durch diesen Port kann der Schlauch von außen mit einer Flüssigkeit befüllt werden, so dass das Magenband den Magen mehr oder weniger einengt. Die Flüssigkeitsmenge und damit die Größe des Durchlasses zwischen den beiden Magenteilen kann jederzeit durch den Arzt reguliert werden, ohne neue Operation. Das Magenband bleibt im Allgemeinen mehrere Monate bis Jahre an seiner Position, wenn keine Komplikationen eintreten, also auch über das Erreichen des Normalgewichtes hinaus.

Für wen ist ein Magenband geeignet?

Ein Magenband ist für stark Übergewichtige, vor allem für adipöse Menschen geeignet, die bereits gezeigt haben, dass sie auch ohne Magenband abnehmen können, die aber Schwierigkeiten beim weiteren Abnehmen und beim Halten des neuen Gewichtes haben. Auch wenn das Einbauen eines Magenbandes eine relativ einfache Operation ist, so besteht doch das allgemeine Operationsrisiko, das gegen den Nutzen des Magenbandes abgewogen werden muss. Ein Magenband ist also nichts für Menschen, die fünf oder zehn Kilo zuviel haben.

Eine starke Eigenmotivation ist notwendig, denn auch ein Magenband führt nicht automatisch zur Reduktion des Körpergewichtes, sondern nur in Kombination mit einer Umstellung der Ernährung und mit Sport und Bewegung. Das Magenband ist nicht geeignet für Menschen mit Essstörungen, vor allem Binge eating muss vor der Operation unbedingt ausgeschlossen werden, da es sonst zu lebensgefährlichen Situationen kommen kann. Menschen, die sehr viele Süßigkeiten essen oder viele kalorienhaltige Getränke zu sich nehmen, sollten vom Magenband Abstand nehmen, es wird wahrscheinlich nichts nützen.

Wirkungsweise des Magenbandes

Durch das Magenband wird der Magen in zwei Abschnitte geteilt, einen kleinen Vormagen und den größeren Restmagen. Die Nahrung gelangt zuerst in den Vormagen, der schnell gefüllt ist und dadurch die mögliche Essensmenge stark begrenzt. Allerdings kann durch Flüssigkeitszufuhr die Passage des Mageninhalts durch den durch das Magenband erzeugten Engpass beschleunigt werden, so dass die Begrenzung der Essensmenge nicht zwangsläufig ist und umgangen werden kann. Auch wird flüssige und breiige Nahrung den Engpass schnell passieren und damit die Wirkung des Magenbandes aushebeln. Es ist mit einem Magenband ohne weiteres möglich, sehr viele kleine Mahlzeiten zu essen, die zusammengenommen auch wieder zuviel sein können. Es ist also auch mit Magenband eine Menge Disziplin beim Essen erforderlich, um tatsächlich Gewicht zu reduzieren.

Magenband-Operation

Um das Magenband einzusetzen, ist eine Operation erforderlich. Die Kosten dieser Operation werden von den Krankenkassen nur auf Antrag übernommen, dies ist oft eine sehr große Hürde.

In den meisten Fällen wird die Magenband-OP ohne Bauchschnitt vorgenommen. Sie wird statt dessen laparoskopisch, also durch kleine Einschnitte in der Bauchdecke, durchgeführt. Das hat den Vorteil, dass der Patient sehr viel weniger belastet wird und meistens schon wenige Tage nach der Operation wieder nach Hause gehen kann.

Erst einige Wochen nach der Operation wird der Patient geblockt, dass heißt, erst jetzt wird der Schlauch des Magenbandes durch den Port mit Flüssigkeit gefüllt und damit der Durchgang zwischen Vormagen und Restmagen eingeengt. Auch wenn diese Blockung unter Röntgenkontrolle stattfindet, sind in den meisten Fällen mehrere Nachblockungen erforderlich, bis die richtige Menge eingestellt ist.

Komplikationen

Wie bei jeder Operation können auch bei einer Magenbandoperation Komplikationen auftreten. Diese betreffen hauptsächlich das allgemeine Narkoserisiko, aber auch Infektionen sind möglich, wenn auch beides sehr selten auftritt. Direkt nach der Operation muss man wie nach jeder Operation mit Kreislaufproblemen und Schmerzen rechnen, die aber mit der Zeit aufhören. Für die laparoskopische Operation wird der Bauchraum mit Gas gefüllt, es kann einige Zeit dauern, bis dieses wieder verschwunden ist.

Häufiger sind Schwierigkeiten in der Zeit nach der Operation. Der Port, der auf der Bauchmuskulatur befestigt wird, kann Schmerzen verursachen und viele Bewegungen behindern, das Magenband kann verrutschen, die richtige Blockung nicht gefunden werden. Selten kann auch das Magenband selber defekt werden, oder die Verbindung zwischen Port und Schlauch kann sich lösen. In beiden Fällen muss erneut operiert werden. Es ist schon vorgekommen, dass das Magenband in den Magen eingewachsen ist und dann zusammen mit einem Teil des Magens in einer Notoperation entfernt werden musste.

Die Blockung

Das Finden der richtigen Blockung ist oft eine nervenaufreibende Angelegenheit. Wenn zu wenig geblockt ist, dann ist das Magenband unwirksam. Eine zu starke Blockung ruft dagegen Beschwerden wie Erbrechen hervor, viele Lebensmittel werden überhaupt nicht vertragen und andere rufen Unwohlsein und andere Beschwerden wie Sodbrennen hervor. Bei zu starker Blockung kommt es häufig vor, dass die Nahrung aus dem Vormagen nicht in den Restmagen weitertransportiert wird, sondern zurück in die Speiseröhre und oft auch in die Luftröhre läuft und dort erhebliche Beschwerden hervorruft.

Essensmengen und Gewichtsreduktion

Dadurch, dass durch das Magenband nur noch sehr kleine Mengen gegessen werden können, tritt in vielen Fällen eine sehr schnelle Gewichtsreduktion ein. Dies ist natürlich erwünscht. Es bringt aber mit sich, dass sich der Grundumsatz der Betroffenen stark erniedrigt, viele können trotz regelmäßigem Sport nur mit deutlich weniger als 2000 Kalorien am Tag ihr Gewicht halten, zum Abnehmen müssen sie dies nochmals deutlich reduzieren. Es geht also sehr vielen so, dass sie mit weniger als 1000 Kalorien am Tag nur noch sehr wenig abnehmen und schon bei geringfügigen Überschreitungen dieser sehr geringen Menge wieder zunehmen. Dies führt unter anderem dazu, dass keine normalen Portionen mehr gegessen werden können, was unter anderem zu sozialen Problemen führen kann. Wenn vorher das Übergewicht der Grund für soziale Ausgrenzung war, so können jetzt unter Umständen die Essgewohnheiten zur gleichen Ausgrenzung führen. Durch die sehr geringen Essensmengen können Mangelerscheinungen wie Vitamin- oder Mineralstoffmangel auftreten.

Komplikationen treten bei recht vielen Magenbandpatienten auf, so dass oft nach Entfernung des Magenbandes andere Verfahren der Adipositaschirurgie angewendet werden, wie zum Beispiel ein Magenbypass oder ein Schlauchmagen.

Magenband und Ernährungsumstellung

Das Magenband erfüllt seinen Zweck nur in Verbindung mit einer entsprechenden Ernährungsumstellung. Man darf zu den Mahlzeiten nichts mehr trinken, das muss entweder deutlich vor, oder eben deutlich nach dem Essen erfolgen, da sonst keine Sättigung eintritt. Man kann mit einer ganzen Reihe von Verhaltensweisen die Wirksamkeit des Magenbandes umgehen und trotzdem große Mengen essen. Wer das tut, wird nicht abnehmen, sondern unter Umständen auch mit Magenband zunehmen. Zu den zu vermeidenden Verhaltensweisen gehört das Essen außerhalb der Mahlzeiten, das Trinken kalorienhaltiger Getränke, das Trinken zu den oder direkt nach den Mahlzeiten, das Essen von Süßigkeiten oder von fettreichen Lebensmitteln. Langsames Essen und sehr gründliches Kauen sind absolut notwendig, sonst sind Schwierigkeiten mit dem Magenband vorprogrammiert.

Erfolgsaussichten

Da sich diese Verhaltensweisen nicht automatisch mit der Magenbandoperation einstellen, hängt der Erfolg der Methode nicht nur vom Können des Operateurs ab. Die Einstellung des Patienten spielt eine ganz erhebliche Rolle, eigenverantwortlich Handelnde haben bessere Erfolgsaussichten als Patienten mit der Erwartung, dass das Magenband sie schon schlank machen würde. Die Einsicht, dass es sich beim Magenband nur um ein Hilfsmittel, eine Krücke handelt, ist sehr wichtig. Auch mit Magenband muss jeder immer noch selber gehen.

Aber auch die richtige Einstellung ist keine Garantie für das Gelingen des Unternehmens. Wenn der Hunger nicht in den Griff zu kriegen ist, wenn die Gelüste übermächtig werden oder wenn Frust oder Enttäuschung mit Essen bekämpft werden müssen, dann kann auch ein Magenband das nicht verhindern. Viele haben schon die Erfahrung gemacht, dass sie zwar am Magen, aber nicht am Kopf operiert worden sind.

Entscheidung pro/kontra Magenband

Bevor man sich für ein Magenband als Abnehmmethode entscheidet, sollte man sich genau informieren. Erst wenn man alle Argumente für und gegen das Magenband kennt, sollte man sich entscheiden. Dabei sollte man berücksichtigen, dass das Magenband nicht für jeden die richtige Methode ist. Außerdem ist die Rate der Komplikationen insgesamt eher hoch, es gibt viele Therapieversager. Auf der anderen Seite gibt es eine ganze Reihe ehemals stark Adipöser, die mit dem Magenband deutlich abgenommen oder sogar ihr Normalgewicht erreicht haben. Allerdings würden sich auch viele dieser Menschen trotz ihrer Erfolge nicht nochmal ein Magenband einsetzen lassen.

Bei der Information sollte man alle möglichen Quellen nutzen, sich nicht nur auf die Aussagen der Ärzte und Kliniken verlassen. Auch Magenband-Erfahrungsberichte von Betroffenen sind wichtig für die eigene Entscheidungsfindung. Auch über die notwendige Umstellung der Ernährung sollte man sich im Vorfeld informieren und ehrlich mit sich selbst sein, wenn es um die Frage geht, ob man das konsequent umsetzen kann. Eine neue Ernährungs- und Lebensweise ist in jedem Fall erforderlich, mit oder ohne Magenband. Adipositas und Übergewicht verschwinden nicht automatisch.

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Beitragsbild: Alila Medical Media/Shutterstock