Ist Übergewicht gefährlich? Drohungen damit machen es jedenfalls nicht besser.
28. August 2021
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3 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Übergewicht stellt ein Gesundheitsrisiko dar. Übergewichtige sterben früher, erkranken häufiger an einer ganzen Reihe von Krankheiten und belasten die Gemeinschaft mit hohen Kosten für ärztliche Behandlung und Arzneimittel. Der erhobene Zeigefinger ist unübersehbar.

Hier geht es nicht darum, ob das wirklich alles so pauschal stimmt oder ob eine Gewichtsreduktion nicht vielleicht auch ein Gesundheitsrisiko darstellen kann. Hier soll stattdessen die Frage diskutiert werden, wem die Drohungen nützen, und ob sie nicht vielleicht auch schaden können.

Denn es bleibt eine Tatsache: die Drohungen haben nicht verhindert, dass die Zahl der Übergewichtigen weiter steigt. Drei Gruppen von Betroffenen können unterschieden werden: Die Normal- und Untergewichtigen, die Übergewichtigen, die so bleiben wollen und die Übergewichtigen, die abnehmen wollen.

Normal- und Untergewichtige

Sie sind nicht wirklich gemeint mit den
Drohungen, fühlen sich aber in vielen Fällen angesprochen. Viele verspüren das Bedürfnis, zwischen sich und das Krankheitsrisiko einen größeren Sicherheitsabstand zu bringen.

Deshalb versuchen sie abzunehmen. Dummerweise haben die meisten Diäten langfristig zur Folge, dass man durch die Restriktionen beim Essen die normale interne Regulation durch Hunger und Satt sein verlieren kann. Dadurch steigt das Risiko für Übergewicht.

Durch die einseitige Ernährung bei vielen Diäten steigt das Risiko einer Fehlernährung, die das Krankheitsrisiko zumindest nicht senken wird. Durch lang dauerndes restriktives Essverhalten, wie es von Diäten vorgeschrieben wird, steigt das Risiko, eine Essstörung zu entwickeln.

Fazit: Die ständigen
Drohungen vor den Gefahren des Übergewichtes bewirken bei Normal- und Untergewichtigen im besten Fall nichts, im schlimmsten Fall sind sie die Ursache von Übergewicht oder Krankheit.

Übergewichtige, die nicht abnehmen wollen

Jeder Mensch hat das Recht, mit sich zufrieden zu sein. Und solange wir im Überfluss leben, wird es wohl kaum möglich sein, jemanden dünn zu machen, der das nicht will.

Was allerdings möglich ist, und eben durch die
Drohungen auch erreicht wird, ist einem Menschen einzureden, dass er eben nicht die gleichen
Rechte hätte wie alle anderen auch. Das Ergebnis ist eine permanente Stresssituation für die Betroffenen, begleitet von sozialer Ausgrenzung.

Und wer vielleicht sowieso schon dazu neigt, der wird in dieser Situation mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Essen reagieren. Was eher dazu führt, dass das Übergewicht steigt, als dass es abnimmt.

Fazit: Die ständigen
Drohungen erzeugen Stress, der, wenn er mit Essen kompensiert wird, zu mehr Übergewicht führt. Auch hier gilt, im besten Fall bewirken die
Drohungen nichts, im schlimmsten Fall sind sie die Ursache stärkeren Übergewichtes und eventuell noch stressbedingter Krankheiten.

Übergewichtige, die gerne abnehmen möchten

Sie fühlen sich natürlich angesprochen. Allerdings nützt es ihnen überhaupt nichts, wenn sie auf die Gefahren ihres Übergewichtes hingewiesen werden.

Genauso wenig nützt ihnen die
Forderung, sie möchten doch bitte ihr Gewicht reduzieren. Wer sowieso abnehmen möchte, der braucht dazu keine Aufforderung und auch keinen Hinweis auf die Notwendigkeit.

Wer sowieso abnehmen möchte, der braucht eine funktionierende Anleitung, die aus dem ewigen Diät-Frust herausführt und eine langfristige Gewichtsreduktion tatsächlich möglich macht.

Fazit: Es scheint nicht sehr viele Menschen zu geben, die von den
Drohungen mit den Gefahren des Übergewichtes profitieren.

Natürlich ist eine objektive Berichterstattung über die Ergebnisse der Forschung zu diesem Thema wünschenswert, aber der Versuch, damit Menschen in ihrem Verhalten zu beeinflussen, scheint nicht sehr erfolgversprechend zu sein.

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Beitragsbild: Motortion Films/Shutterstock