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Abnehmen mit Psychotricks – warum das nicht funktioniert

Wer abnehmen schwer findet, sucht oft nach Psycho-Tricks, die das Abnehmen leichter werden lassen. Es funktioniert nicht. Sei ehrlich mit dir selbst, das wird funktionieren! Es braucht nur ein bisschen Mut.
Hunger macht schlechte Laune: Abnehmen wirkt auf die Psyche, nicht immer so, wie man sich das wünscht
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10 Minuten
Astrid Kurbjuweit
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Wer sich immer wieder dabei ertappt, dass er seine Diät nicht einhält, sucht nach Lösungen. An irgend etwas muss es ja liegen, wenn man es einfach nicht hinkriegt, sich an seine guten Vorsätze zu halten.

Psychotricks zum Abnehmen sind dabei eine vermeintlich einfache Lösung. Man überlistet den inneren Schweinehund und alles ist gut.

Hier geht es darum, dass viele der sogenannten Psychotricks einen wahren Kern haben. Warum es nicht wirklich hilft, sie ohne zu überlegen anzuwenden und was stattdessen viel erfolgreicher ist.

Die Psyche austricksen und damit abnehmen – warum das so verlockend ist

Fast jeder, der abnehmen möchte, ist schonmal gescheitert. Der neue Abnehmversuch beginnt mit dem festen Vorsatz, diesmal diszipliniert alle Vorschriften einzuhalten.

Nur damit man nach einigen Tagen, oder mit Glück auch erst nach einigen Wochen, feststellen darf, dass irgendwie irgend etwas dazwischen gekommen ist.

Für einen selber sieht das so aus, als hätte man in der Situation standhaft bleiben können, wenn man denn diszipliniert genug gewesen wäre. Man fühlt sich als Versager.

Ja, Abnehmen beginnt im Kopf. Und der eigene Kopf hat es irgendwie nicht hingekriegt.

Und wenn einen dann auch noch die gleichen Leute, die einen mit -einmal ist keinmal- zum Essen überredet haben, als willensschwach ansehen, kommen viele zu der Überzeugung, es aus sich selbst heraus nicht schaffen zu können.

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Zuletzt aktualisiert am 16. April 2024 um 20:45 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Da kommen die Psychotricks zum Abnehmen gerade recht, denn die nehmen einem die Verantwortung ab.

Besser wäre, nicht von vornherein davon auszugehen, dass man selbst schuld oder gar willensschwach wäre. Das ist nämlich meistens gar nicht der Fall.

Zum Beispiel ist die verbreitete „Zuckersucht“ zumindest zum großen Teil auf die geschickt gewählte Zusammensetzung der industriell hergestellten Lebensmittel zurückzuführen.

Besser als sich auszutricksen ist, ehrlich mit sich zu sein. Was genau da wichtig ist, ist sicherlich für jeden etwas anderes. Möglichst unvoreingenommen hinzugucken, was die Ursache sein könnte, dafür, dass es nicht so gut läuft, ist aber immer ein guter Anfang.

Das bedeutet keineswegs, dass der Fehler immer bei einem selbst zu suchen ist.

Was läuft schief, und was könnte man tun?

Psychotrick zum Abnehmen: von kleinen Tellern essen

Viele Menschen glauben, sie müssten ihren Teller leer essen. Wenn sie das dann tun, essen sie zu viel. Ein Dilemma.

Der Tipp, das Essen auf kleineren Tellern zu servieren, kann unter Umständen helfen. Auch Teller in unterschiedlichen Farben werden als Psychotricks angepriesen. Denn auf den kleinen Teller passt weniger drauf. Auf unterschiedlich bunten Tellern sieht es mal nach mehr, mal nach weniger aus. Und überhaupt haben Farben angeblich eine magische, psychologische Wirkung.

Wenn man also sowieso immer alles aufisst, was auf dem Teller ist, hilft es, weniger drauf zu tun. Und so zu tun, als wenn es mehr wäre.

Aber das eigentliche Problem ist nicht die Größe oder die Farbe des Tellers. Das eigentliche Problem ist, dass wir irgendwann mal gelernt haben, man müsste seinen Teller leer essen.

Psychotricks zum Abnehmen: Essen vom kleinen Teller

Psychotrick zum Abnehmen: Essen vom kleinen Teller. Funktioniert eher nicht.
Foto: Rimma Bondarenko/Shutterstock

Das eigentliche Problem ist, dass wir die Signale unseres eigenen Körpers, der uns sagt, wann wir satt sind, wann wir genug gegessen haben, nicht ernst nehmen.

Die ernährungspsychologische Forschung ist der Frage nachgegangen, ob man wirklich weniger isst, wenn der Teller kleiner ist. Und die Antwort ist ein klares es-kommt-drauf-an. Denn Menschen sind nicht dumm, sie wissen, wenn der Teller kleiner ist.

Wichtiger als die Größe oder Farbe der Teller ist also, langsam und genussvoll zu essen, damit man merkt, wenn man satt ist. Und dann mit Essen aufzuhören.

Der wahre Kern ist hier also, dass tatsächlich viele Menschen Probleme haben, rechtzeitig mit Essen aufzuhören, weil sie nicht merken, wenn sie satt sind. Aber der Psychotrick, einfach von kleineren Tellern zu essen, greift zu kurz als Lösung.

Mehr Willensstärke gesucht? Kontrolle ist nicht die Lösung

Wer immer wieder die Diät nicht durchhält, meint oft, mehr Kontrolle wäre nötig. Dieser Glaube wird von den Herstellern der vielen Abnehm- und Kalorienzähl-Apps bestärkt.

Aber je mehr man kontrolliert, umso weniger lernt man, auf die inneren Signale des Körpers zu hören. Man verlernt immer mehr, wieviel und welches Essen gut für einen ist.

Die App sagt, man hätte genug gegessen, aber tatsächlich hat man noch Hunger. Je öfter man in dieser Situation aufhört zu essen, umso wahrscheinlicher wird ein Heißhungeranfall, in dem man dann alles nachholt, was man sich vorher versagt hat.

Die App sagt, iss dies, während man eigentlich Appetit auf jenes hätte. Das Ergebnis ist das Gleiche. Der Körper holt sich irgendwann, was er braucht. Und dann gleich mit Reserve.

Eisern, diszipliniert und mit viel Willensstärke durchzuhalten, ist immer nur vorübergehend wirksam. Auf Dauer ist es kontraproduktiv.

Alle Psychotricks für mehr Disziplin und Willensstärke ändern daran nichts.

Die Idee hinter dem Austricksen der Psyche ist, dass wir angeblich hemmungslose Fresser sind. Die irgendwie in ihre Schranken gewiesen werden müssen.

Dieser Gedanke ist falsch. Eigentlich streben wir danach, uns mit allem zu versorgen, was wir brauchen.

Essen als Belohnung

Aber essen ist eins der angenehmsten Dinge, die wir tun können. Essen wirkt unmittelbar auf das Belohnungszentrum in unserem Gehirn.

Je weniger andere schöne Dinge es in unserem Leben gibt, umso mehr neigen wir dazu, zu essen, obwohl wir keinen Hunger haben.

Dagegen helfen keine Psychotricks, sondern es hilft, dafür zu sorgen, dass es schöne Dinge und schöne Momente im eigenen Leben gibt. Je mehr, desto besser!

Sich das Leben mit Kontrolle und Verzicht zusätzlich schwer zu machen, hilft jedenfalls nicht.

Sich vorstellen, man wäre schon schlank

Ein beliebter Psychotrick ist, sich vorzustellen, man wäre schon schlank. Denn das wäre dann ja die Belohnung, nach der die Psyche strebt.

Nichts schmeckt so gut, wie sich schlank sein anfühlt, war mal eine Zeit lang der Slogan dieser Überzeugung. Sie hat sich leider als falsch herausgestellt.

Die Psyche austricksen, indem man sich vorstellt, man wäre schon schlank.

Die Psyche austricksen, indem man sich vorstellt, man wäre schon schlank. Funktioniert eher nicht. Leider.
Foto: New Africa/Shutterstock

Denn Menschen funktionieren zwar durchaus über Belohnungen. Aber die sofortige Belohnung, das tolle Gefühl, wenn man den Donut isst, schlägt immer die vielleicht irgendwann eintretende Belohnung. Egal, wie sehnsüchtig man darauf wartet, endlich schlank zu sein.

Nicht vergessen soll man auch, dass der Zusammenhang von Abnehmen und Psyche in beide Richtungen wirkt.

Wer konsequent abnimmt und vielleicht noch Low-Carb isst, hat einen niedrigen, vielleicht zu niedrigen Blutzuckerspiegel. Das wird als erwünscht angehen, aber es hat Nebenwirkungen.

Ein niedriger Blutzuckerspiegel wird normalerweise als Hunger wahrgenommen. Wer ständig oder auch nur oft Hunger hat, wird vermutlich die Diät nicht durchhalten.

Und die Wirkung ist nicht auf den Hunger beschränkt. Insbesondere Low-Carb-Diäten führen sehr oft zu schlechter Stimmung, zu Stimmungsschwankungen, zu aggressiven Anwandlungen und schlechter Laune.

Die Fähigkeit, den Hunger auszuhalten, vernünftig zu handeln, die Belohung auf später zu verschieben, verschlechtert sich deutlich, wenn man schlechte Laune hat.

Abnehmen macht schlechte Laune

Am Anfang ist alles ganz toll. Im gleichen Maße, wie die Kilos purzeln, steigt die Stimmung, bis sie geradezu euphorische Höhen erreicht.

Abnehmen kann richtig toll sein. Zumindest am Anfang. Dies ist die Zeit, in der der erfolgreiche Abnehmer (seltener, aber manchmal auch die Abnehmerin) mit guten Tipps um sich wirft und herablassend auf diejenigen herunterblickt, die weniger erfolgreich sind als er oder sie.

Nur leider bleibt das nicht so. Die Abnahme stagniert, der Hunger macht sich bemerkbar, die Lust auf Süßes wird übermächtig. Frust und schlechte Laune werden unübersehbar.

Viele reagieren darauf mit dem Versuch, noch disziplinierter zu sein, mit noch weniger Essen und noch mehr Sport.

Was direkt in einen Teufelskreis mit noch mehr schlechter Laune, noch weniger Erfolgserlebnissen führt. Das Ende der Diät oder des Abnehmversuchs ist dann bereits absehbar.

Natürlich ist es verständlich, wenn man in der Situation den Packen hinschmeißt, schließlich ist offensichtlich kein Erfolg zu erzielen. Es ist verständlich, aber nicht vernünftig.

Vernünftig ist, sich die ganze Situation mal aus etwas größerer Distanz zu betrachten, so als wäre jemand anders betroffen. Dann wird der Fehler schnell offensichtlich und kann behoben werden.

Wer zuwenig isst, oder auch nur, wer zuwenig Kohlenhydrate isst, der riskiert, dass sein Gehirn, wenn vielleicht auch nur minimal, mit Zucker unterversorgt wird.

Das Gehirn braucht Zucker oder Kohlenhydrate, es kann nicht mit Eiweiß oder Fett ernährt werden. Wenn zuwenig davon da ist, sind kognitive Veränderungen die Folge, Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit, schlechte Laune und Reizbarkeit.

Wenn zuwenig Zucker da ist, schaltet das Gehirn deshalb in eine Art Alarmzustand, der den Inhaber dieses Gehirns zum Essen auffordert, vor allem zum Essen von Kohlenhydraten, bevorzugt die schnellen, süßen.

Bedingt durch die Reizbarkeit und schlechte Laune hat man diesen Anwandlungen wenig entgegenzusetzen.

Es lässt sich also alles erklären. Und aus der Erklärung folgt dann auch schon der Ausweg. Nicht noch mehr Disziplin und Verzicht, sondern weniger davon.

Nicht sich selbst als Versager ansehen, sondern anders und vernünftig handeln. Genug und ausgewogen essen, nur wenig unter dem Bedarf, moderat Sport treiben ohne übertriebenen Ehrgeiz.

Dann bleibt die gute Stimmung erhalten und das Abnehmen lässt sich so lange durchhalten, bis der gewünschte Erfolg erzielt ist. Es dauert etwas länger, es ist etwas weniger glamourös, aber dafür funktioniert es tatsächlich.

Schlechte Laune beim Abnehmen muss nicht sein, sie ist im Gegenteil ein Zeichen dafür, dass man etwas falsch macht.

Gesund ernähren schafft gute Laune und macht schlank

Wer weniger darauf achtet, möglichst wenig Kalorien zu essen und sich stattdessen gesund ernährt, kann besser durchhalten und damit tatsächlich abnehmen.

Hinzu kommt, dass eine gesunde Ernährung mit genügend Vitaminen, Mineralstoffen, Kohlenhydraten und essentiellen Fetten direkt zu guter Stimmung beiträgt.

Wenn es einem gut geht, fällt es viel leichter, das zu tun, was man sich vorgenommen hat.

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Beitragsbild: Inside Creative House/Shutterstock