Abnehmen ohne Diät ist möglich, Bewegung ist der Weg zum Ziel
27. August 2021
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3 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Auch wenn es noch nicht alle glauben, so gewinnt doch die Erkenntnis, dass Diäten nicht wirklich schlank machen, immer mehr Raum. Fast jeder Abnehmwillige hat eine oder sogar viele Diäten hinter sich und ist doch immer noch auf der Suche nach einer funktionierenden Abnehmmethode.

In der Frage, was man statt Diät denn nun machen könnte, kommt jetzt allerdings in vielen Fällen ein Etikettenschwindel ins Spiel. Die neuesten Diäten heißen nicht mehr so, sie nennen sich stattdessen Ernährungsumstellung. Dabei macht die Bezeichnung, Diät oder Ernährungsumstellung, nicht wirklich einen Unterschied, solange die zugrundeliegende Denkweise nicht geändert wird.

Auch wenn es paradox klingt, aber je mehr die Gewichtsreduktion im Zentrum der Überlegungen steht, umso schwieriger wird sie zu erreichen sein. Wer nach einer Ernährungsumstellung sucht, mit der er 10 Kilo in ebenso vielen Wochen abnehmen kann, der sucht eigentlich eine Diät. Ehrlicherweise sollte man sie dann auch so nennen. Wer einfach nur ein paar Tipps sucht, wie er es schaffen kann, auf die Süßigkeiten zu verzichten, oder abends keine Kohlenhydrate mehr zu essen oder nach einer bestimmten Uhrzeit überhaupt nicht mehr zu essen, der sucht eine Diät. Viele Tipps zum Abnehmen suggerieren, Abnehmen wäre ganz einfach, man bräuchte nicht groß zu überlegen, man müsste nur diszipliniert ein paar wenige Tipps befolgen, und dann ginge das alles fast von alleine. Dabei handelt es sich um einen Denkfehler.

Ist Abnehmen schwer?

Abnehmen wird oft als schwer angesehen, weil es vielen schwerfällt, die nötige Disziplin aufzubringen. Disziplin ist aber nur dann nötig, wenn man eine Diät macht. Nur bei einer Diät muss man eisern verzichten, muss man sich überwinden, Dinge zu essen, die man nicht mag, muss man Hunger und andere Misslichkeiten ertragen. Wer wirklich ohne Diät abnehmen möchte, der braucht fast keine Disziplin. Der braucht aber stattdessen etwas anderes, was auch nicht so ganz einfach ist, nämlich die Bereitschaft, sich mit ein paar nicht wirklich angenehmen Fragen zu befassen, sich gedanklich wirklich auseinanderzusetzen.

Dazu gehört die Frage, ob man wirklich zu dick ist, oder nur keine Modelfigur hat. Dazu gehört die Frage, ob man selbstbestimmt isst oder sich sein Essverhalten von anderen Leuten, von der Werbung oder von sonst wem vorschreiben lässt. Dazu gehört die Frage, wie man in Zukunft leben möchte, denn es wird sich mehr ändern als nur das Gewicht. Oder es wird sich eben nichts ändern. Dazu gehören auch immer wieder ganz konkrete Fragen: Warum esse ich jetzt, warum esse ich genau so viel, warum nicht mehr, warum nicht weniger, warum esse ich genau das, und nicht etwas ganz anderes?

Ernährungsumstellung als neue Denkweise

Abnehmen ohne Diät kann mit ein paar alternativen Tipps zum Abnehmen beginnen, darf dort aber nicht stehenbleiben. Abnehmen ohne Diät kann und sollte in kleinen Schritten vor sich gehen. Die Umstellung der Ernährung und der Lebensweise folgt dabei den eigenen Vorlieben, ergibt sich aus der Beobachtung des eigenen Körpers und der Beachtung des eigenen Wohlbefindens. Was man wirklich genießt, was einem wirklich guttut, das kann nicht wirklich schlecht sein.

Es gilt also, mit Versuch und Irrtum, und immer wieder neuem Versuch herauszufinden, was einem wirklich guttut, womit man sich wirklich wohlfühlt. Man wird herausfinden, dass sich Hunger nicht gut anfühlt, Überfressen sein aber auch nicht. Man wird herausfinden, welche Lebensmittel, welche Mahlzeitengrößen ein angenehmes Satt-Gefühl hervorrufen, und dass andere eher zu nachfolgendem Heißhunger führen. Man wird feststellen, dass langsames, genussvolles Essen zu mehr Genuss, mehr Zufriedenheit und geringerer Nahrungsaufnahme führt als hastiges Schlingen. Man wird feststellen, welche Formen der Bewegung oder des Sports zu einer Steigerung des Wohlbefindens führen und welche nicht. Man wird viele weitere Beobachtungen an sich selbst anstellen und daraus lernen.

Wenn man die Umstellung ernsthaft betreibt, wird es dabei nicht bleiben. Man wird herausfinden, dass man sich besser fühlt, wenn man sich nicht mehr unterbuttern lässt, wenn man selbstbewusster auftritt. Dass man mit weniger Essen auskommt, wenn man sich besser fühlt. Man wird feststellen, dass Stress und ständiges Unter-Strom-Stehen dazu führen, dass man nicht mehr merkt, ob man hungrig oder satt ist. Dass eine gesunde Balance von Anspannung und Entspannung dazu führen kann, dass man genauer weiß, wann man wie viel und welches Essen braucht. Man wird realisieren, dass viele Faktoren Einfluss auf das Essverhalten nehmen, man wird lernen, diese Faktoren zum eigenen Vorteil zu beeinflussen.

Versuch und Irrtum

Das alles ist nicht einfach. Vor allem deshalb nicht, weil Menschen verschieden sind und nicht jeder die gleichen Antworten auf die genannten und andere, individuelle Fragen findet. Die Methode, die individuell richtigen Antworten herauszufinden, ist die von Versuch und Irrtum. Das beinhaltet die Möglichkeit des Irrtums.

Tatsächlich muss man damit rechnen, dass viele Versuche nicht zum Erfolg führen, sondern als Irrtum enden werden. Wenn man es schafft, den Irrtum als Chance zu verstehen, wenn man begreift, dass man aus seinen Irrtümern viel mehr lernen kann als aus seinen Erfolgen, wenn man jeden Irrtum als Gelegenheit für einen neuen, diesmal besseren Versuch ansieht, dann wird man nach und nach zu einer für einen selber optimalen Ernährungs- und Lebensweise finden, mit der man zufrieden leben kann. Die Gewichtsreduktion wird sich quasi als Nebeneffekt einstellen. Dann braucht man keine Diät mehr, nur noch ein wenig Geduld.

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Beitragsbild: Kletr/Shutterstock