Langsam essen, genießen - das macht schlank
27. August 2021
}
4 Minuten
Astrid Kurbjuweit

In der heutigen hektischen Zeit haben viele Menschen nicht genug Zeit zum Essen. Leider führt dieser Umstand nicht dazu, dass sie schlank werden, wie man spontan denken könnte. Im Gegenteil findet sich häufig gerade bei den schnellen Essern, die fast Food, Essen im Stehen und Häppchen zwischendurch bevorzugen, die ihre Mahlzeiten mit Höchstgeschwindigkeit verputzen, ein höheres Körpergewicht als bei Menschen, die sich Zeit zum Kochen, Essen und Genießen nehmen.

Den Teller leer essen?

Zum Beispiel neigen viele Menschen, die nur eine kurze Mittagspause haben, im Allgemeinen nicht dazu, deswegen kleinere Portionen zu essen, sondern sie essen schneller, um den Teller rechtzeitig leer zu bekommen. Dabei gibt es normalerweise keinen Grund, den Teller leerzuessen. Besser wäre es, dann mit Essen aufzuhören, wenn man satt ist. Das ist gerade bei Essen außer Haus, bei Kantinenessen oder fast Food häufig zu erwarten, lange bevor der Teller leer ist. Das Sättigungsgefühl stellt sich allerdings meistens erst nach ungefähr 20 Minuten ein. Wer also in weniger als 20 Minuten schon mit Essen fertig ist, der hat keine Chance zu bemerken, dass er längst zu viel gegessen hat.

Besser wäre es also, die kurze Mittagspause als Chance zu begreifen, langsamer zu essen, dabei weniger zu essen und trotzdem satt zu werden. Interessanterweise scheint es so zu sein, als ob diese mit langsamem Essen erzielte Sättigung auch noch länger anhalten würde, als wenn man schnell gegessen hätte. Dies scheint wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge auf unterschiedliche Konzentrationen der mit Hunger und Sättigung assoziierten Hormone im Blut zurückzuführen zu sein. Es ist also noch nicht einmal nur ein subjektives Gefühl, sondern es gibt tatsächlich auch eine physiologische Grundlage für das Gefühl länger anhaltender Sättigung.

Man kann also tatsächlich mit weniger Essen besser satt werden und auch noch länger satt bleiben. Langsames Essen kann also nicht nur dazu führen, dass man zu der jeweiligen Mahlzeit weniger isst, es kann auch bewirken, dass man erst nach längerer Zeit wieder Hunger bekommt und dadurch weniger Zwischenmahlzeiten benötigt. Zu dieser Erkenntnis kann man auch gelangen, wenn man sich die mediterrane Ernährungsform betrachtet.

Die mediterrane Ernährung

Die mediterrane Ernährung, die traditionell von den Bewohnern der Länder rund ums Mittelmeer gegessen wird, geht im Durchschnitt mit einem eher geringen Körpergewicht und guter Gesundheit einher. Deshalb wurde und wird sie häufig unter der Bezeichnung Mittelmeerdiät oder Kreta-Diät zum Abnehmen adaptiert, wobei die Erfolge nicht so ganz überzeugend sind. Und das, obwohl die traditionelle Ernährungsform mit ausgedehnten Mahlzeiten mit mehreren Gängen einhergeht, zum Essen recht viel Wein getrunken wird und das Essen mit größeren Mengen Fett zubereitet wird, während bei den Diäten natürlich auf Beschränkung geachtet wird, schließlich will man ja abnehmen.

Der Unterschied könnte darin liegen, dass die traditionellen mehrgängigen Menüs gerade nicht dazu führen, dass man besonders viel, sondern eher, dass man besonders langsam, über einen langen Zeitraum verteilt isst. Hinzu kommt, dass das Essen dort traditionell einen hohen Stellenwert hat, also auf Qualität und eben auch auf Genuss geachtet wird.

Wenn Essen ein soziales Ereignis ist, das nicht nur der Ernährung, sondern auch dem sozialen Austausch und ganz allgemein dem Miteinanderleben dient, dann sind, wie bei der traditionellen Mittelmeerernährung, Zwischenmahlzeiten, Hunger zwischendurch, egal ob groß oder klein und gestresstes Hinunterschlingen von Nahrung weitgehend unbekannt. Diese Faktoren scheinen einen entscheidenden Einfluss auf die Frage zu haben, ob Ernährung gesund oder dick macht.

Wie schafft man es, langsam zu essen?

Langsames Essen hat also unbestreitbar ein paar Vorteile, auch für das Körpergewicht. Wie schafft man es nun, trotz nicht einfach zu ignorierendem Stress und Zeitdruck, langsam zu essen?

Zum einen ist es eine Frage der Einstellung. Essen ist wichtig, also braucht es auch Zeit. Es ist Lebensqualität, sich diese Zeit zu nehmen. Essen ist aber nicht so wichtig, dass man unbedingt größere Mengen davon brauchen würde. Man kann also ruhig langsam essen, wenn die Zeit zum Aufessen nicht reicht, dann bleibt eben etwas übrig. Es passiert nichts, wenn man etwas zurückgehen lässt oder in der Küche Reste bleiben.

Das andere ist die Auswahl der Lebensmittel und Gerichte. Zum Beispiel ist Rohkost arbeitsaufwendiger zu essen als gekochtes Essen. Man muss mehr kauen, braucht also länger, um die gleiche Menge an Kalorien zu sich zu nehmen. Das gleiche gilt für Vollkornprodukte. Zum Beispiel Vollkornbrot muss länger und intensiver gekaut werden, dadurch dauert das Essen automatisch länger. Gemüse und Obst brauchen mehr Ess-Aufwand für die gleiche Kalorienmenge als Süßigkeiten oder Knabbereien. Ganze Fleischstücke sind arbeitsaufwendiger zu essen als Wurst und andere zerkleinerte Fleischprodukte. Insgesamt ist eine vollwertige Ernährung gut geeignet, wenn man langsam essen möchte. Man kann jedes Lebensmittel und jede Mahlzeit langsam oder schnell essen, aber je nach Auswahl fällt das Langsamessen leichter oder schwerer.

Und schließlich kann man sich ein paar Verhaltensweisen angewöhnen, die das Essen verlangsamen. Nicht zu viel auf einmal in den Mund stecken, gut kauen und nach ein paar Bissen eine kleine Pause machen, das Besteck ablegen. Zwischendurch das Essen betrachten, den besten Bissen heraussuchen und nicht wahllos alles essen. Sich auf den guten Geschmack konzentrieren, eben genießen.

In jedem Fall erleichtert es das Langsamessen, weniger zu essen. Man hat mehr Zeit, sein Essen zu genießen, Zeit die man auch dazu nutzen kann, sich zu fragen, ob das, was man da isst, wirklich zum Genuss führt. Man hat weniger Hunger, Stress wird reduziert und die Lebensqualität verbessert sich. Dazu braucht man nur ein paar Minuten zusätzlich jeden Tag. Ein paar Minuten, die einem seine schlanke Linie, sein Wohlbefinden und seine Gesundheit doch wert sein sollten.

Weitere Artikel der Abnehmschule

Ernährungsumstellung zum Abnehmen

Ernährungsumstellung zum Abnehmen

Seit einigen Jahren ist klar, dass man mit Diäten immer nur vorübergehend abnehmen kann. Deshalb hat sich die Ernährungsumstellung als Methode zur dauerhaften Gewichtsreduktion etabliert. Abnehmen mit Ernährungsumstellung hat aber den entscheidenden Nachteil, dass es...

mehr lesen
Beitragsbild: Alliance Images/Shutterstock