Da es tatsächlich Menschen gibt, die sich absichtlich mit einem Bandwurm infizieren, um abzunehmen, soll diese „Diät“ hier etwas genauer beleuchtet werden. Bevor man sich leichtfertig mit Bandwürmern infiziert, sollte man sich über die Lebensweise der Bandwürmer und mögliche Auswirkungen der Infektion informieren. Die Folgen sind deutlich gravierender als eine einfache Gewichtsreduktion.
Bandwürmer und Bandwurmarten
Es gibt sehr viele Bandwurmarten, die aber alle den spezifischen Lebenszyklus der Bandwürmer gemeinsam haben. Jeder Bandwurm lebt im Laufe seines Lebens in mindestens zwei Wirten, zuerst als Larve in einem oder mehreren Zwischenwirten und danach als erwachsener Bandwurm in einem Endwirt. Bandwürmer sind also ihr ganzes Leben lang Parasiten, die sich ausschließlich von ihren Wirten ernähren. Der Mensch kann sowohl Zwischen- als auch Endwirt eines Bandwurmes werden. Menschen sind typische Endwirte des Rinderbandwurms, des Schweinebandwurms, des Fischbandwurms und des Zwergbandwurms. Menschen können zu Zwischenwirten des Hundebandwurms, des Fuchsbandwurms und (seltener) einer ganzen Reihe anderer Bandwurmarten werden.
Der Lebenszyklus der Bandwürmer
Der Lebenszyklus der Bandwürmer beginnt damit, dass ein Endwirt Bandwurmeier mit dem Kot ausscheidet. Diese Eier haben in der Umgebung eine gewisse Lebensdauer, die je nach Bandwurmart recht lange sein kann. Sobald ein Bandwurmei von einem potenziellen Zwischenwirt aufgenommen wird, entwickelt sich aus dem Ei eine Bandwurmlarve. Diese Larve wandert vom Darm in die Muskulatur oder in innere Organe des Zwischenwirts und setzt sich dort fest. Sie bildet sogenannte Finnen. Diese Finnen wachsen mit der Zeit und können im Laufe der Jahre das befallene Organ vollständig zerstören. Normalerweise dauert dies recht lange, die völlig symptomlose Zeit kann viele Jahre dauern. Wenn die Finnen diagnostiziert werden, ist es für eine Behandlung allerdings meistens schon zu spät. Typische Zwischenwirte von Bandwürmern sind Mäuse, Fische, Rinder, Schweine oder auch Menschen. Aber auch alle möglichen anderen Tiere können Zwischenwirte eines Bandwurmes werden.
Im Finnenstadium wartet der Bandwurm ab. Wenn der Zwischenwirt irgendwann zum Beutetier eines potenziellen Endwirtes wird oder wenn der potenzielle Endwirt Fleisch des Zwischenwirtes isst, dann werden die Larven in den Finnen nicht mit verdaut, sondern setzen sich im Darm des Endwirtes fest und entwickeln sich hier zum ausgewachsenen Bandwurm.
Infektion mit Bandwurmlarven und Bandwurmfinnen
Die absichtliche oder unabsichtliche Aufnahme von Bandwurmeiern kann immer zu einer Infektion mit Bandwurmfinnen führen. Dabei können die Finnen des Hundebandwurms häufig, nicht immer, operativ entfernt werden, sobald sie bemerkt werden, während ein Befall mit den Finnen des Fuchsbandwurms früher oder später den Tod bedeutet. Organschäden, die bis zur Entdeckung verursacht wurden, können im Allgemeinen nicht rückgängig gemacht werden. Wenn die Bandwurmlarven auch die Leber als Zielorgan zu bevorzugen scheinen, so sind Finnen in allen Organen möglich, was zu sehr vielfältigen möglichen Schäden führt. Die Diagnose ist also schwierig und findet wegen der lange Zeit unspezifischen Symptome meist erst sehr spät statt. Die Finnen anderer Bandwurmarten können vergleichbare Schäden hervorrufen, Infektionen sind aber seltener.
Das Dasein als Endwirt eines Bandwurms
Bei seinem Endwirt lebt der Bandwurm im Darm. Dabei kann zum Beispiel der Rinderbandwurm bis zu 10 Meter lang und 1,5 cm breit werden. Das kann zu Bauchschmerzen führen. Schlimmer ist die Tatsache, dass sich der Bandwurm von der Nahrung seines Wirtes ernährt. Da er einen nicht unerheblichen Energiebedarf hat, ist die Hoffnung, durch einen Bandwurm sein Gewicht zu reduzieren, nicht ganz grundlos. Der Bandwurm entzieht seinem Wirt aber nicht nur Energie, sondern auch Nährstoffe. Mangelerscheinungen vielfältiger Art sind die Folge. Anämien und Schwächezustände sind häufig. Der Bandwurm kann alle Symptome eines Vitamin- oder Mineralstoffmangels nach sich ziehen. Dies führt in vielen Fällen zu Folgeerkrankungen. Wenn mehrere Bandwürmer im Darm leben, kann es zu einem Darmverschluss kommen, unter Umständen mit Todesfolge.
Der Bandwurm als Mittel zum Abnehmen
Wer tatsächlich mit dem Gedanken spielt, sich einen Bandwurm zum Abnehmen zuzulegen, der sollte trotzdem um Bandwurmeier einen großen Bogen machen. Ob desinfiziert oder nicht, Bandwurmeier sind tödlich, wenn auch meistens nicht sofort. Sie führen auch nicht zur Gewichtsreduktion.
Die Aufnahme von Bandwurmfinnen wird dagegen zur Entwicklung eines erwachsenen Wurms im Darm führen. Dieser wird die Gesundheit einschränken, aber im Allgemeinen keine Todesfolge nach sich ziehen. Man sollte allerdings zwei Punkte beachten. Zum einen wird der Körper nach Entfernung des Bandwurms danach trachten, die Mangelerscheinungen auszugleichen, was wahrscheinlich zu einer Gewichtszunahme führen wird und zum anderen lernt man durch den Bandwurm ganz sicher keine schlanken Essgewohnheiten. Im Gegenteil lernt man wahrscheinlich, viel und reichhaltig zu essen, was sich nach Entfernung des Bandwurms rächen wird. Der Bandwurm führt also wenn überhaupt, so nur zu einer vorübergehenden Gewichtsreduktion.
Weitere Folgen der Bandwurminfektion
Der wichtigste Aspekt der Bandwurminfektion ist aber, dass es sich dabei nicht um eine private Angelegenheit handelt. Wer einen Bandwurm in seinem Darm beherbergt, der scheidet pro Tag bis zu 200.000 Bandwurmeier aus. Es lässt sich nicht verhindern, dass sich diese Bandwurmeier in der Umgebung verteilen und dort von anderen aufgenommen werden. Bandwurmeier sind extrem klein und widerstandsfähig, auch bei perfekter Hygiene lässt sich ihre Verbreitung nicht verhindern. Jedes dieser Bandwurmeier kann einen Menschen oder ein Tier zu einem Zwischenwirt machen, mit unter Umständen tödlichen Folgen.
Einen Bandwurm sollte man also nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wer zum Endwirt geworden ist, kann den Bandwurm leicht durch eine Wurmkur wieder loswerden. Das dient nicht nur der eigenen Gesundheit, sondern ist auch verantwortungsvolles Handeln den Mitmenschen gegenüber.