Lob für den Abnehmerfolg soll zum Weitermachen motivieren
27. August 2021
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4 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Zurzeit gewinnt eine nicht ganz neue Idee auch in Deutschland an Popularität: Die Dukan-Diät, entwickelt vom französischen Ernährungsmediziner Pierre Dukan, verspricht wahre Wunder, wenn man sich an die Vorschriften hält. Das ist sicherlich nicht zu viel versprochen. Wenn man sich dran hält, dann wird es wirken, das stimmt. Nur: wird man sich auch dran halten?

Die Dukan-Diät und andere Diäten

Denn bei genauer Betrachtung ist das ein verbreitetes Prinzip. Alle Diäten versprechen Erfolge, wenn man sich dran hält. Und alle Diäten sind so aufgebaut, dass man, wenn man sich dran hält, auch tatsächlich Erfolge haben wird. Also nichts Neues. Es scheint aber doch irgendetwas zu geben, was die meisten daran hindert, sich auf Dauer tatsächlich an die Vorschriften zu halten. Hat die Dukan-Diät etwas, was sie von anderen Diäten unterscheidet, was dieses dauerhafte Dran-Halten einfacher macht?

Die Dukan-Methode und das Prinzip dahinter

Die Dukan-Diät beginnt mit der Bestimmung des persönlichen Ideal-Gewichtes. Das ist im Prinzip eine gute Sache, verhindert es doch allzu ehrgeizige Ziele, die dann doch nicht erreicht werden können. Natürlich muss jeder entscheiden, ob es ihm gefällt, sich seine Abnehmziele vorgeben zu lassen. Die Dukan-Diät legt jedenfalls schonmal ein Ziel fest. Ob dieses Zielgewicht wirklich persönlich ideal ist, kann man natürlich nicht sagen, dahinter steht ein einfacher Algorithmus, der dieses Gewicht berechnet. Wer glaubt, dass Computer nicht irren können, wird auch dieses Gewicht als das für ihn richtige akzeptieren können. Alle anderen dürfen zweifeln. Aber dieser Punkt ist auch gar nicht so wichtig.

Ausgehend von Startgewicht, vorgegebenem Zielgewicht und noch ein paar persönlichen Parametern berechnet die Dukan-Diät dann, wie lange es dauern wird, bis das Zielgewicht erreicht sein wird. Das ist im ersten Moment natürlich erfreulich und motivierend, bedient es doch das allzu menschliche Bedürfnis nach einer zeitlich begrenzten Diätphase.

Auf Dauer betrachtet, ist es aber doch eher ungeschickt. Denn der menschliche Körper lässt sich nur im Prinzip berechnen, nicht auf den Tag oder die Woche genau. Da sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Und auch wenn die Zeitdauer in Phasen unterteilt wird, die die Gesamtdauer weniger lang erscheinen lassen, kann es sein, dass es einem recht lang wird, dass das Durchhalten von Tag zu Tag schwerer wird, einfach, weil das Ende nicht wirklich in Sicht und die einzuhaltenden Regeln nicht wirklich erfreulich sind.

Der Grundgedanke dahinter ist, dass ein langer Zeitraum kürzer erscheint, wenn man ihn in Phasen unterteilt. Dahinter steht die Idee, dass das Abnehmen zeitlich begrenzt ist und man es nur irgendwie hinter sich bringen muss. Auch wenn es eine Stabilisierungsphase gibt, die dann für den Rest des Lebens gilt, so wird die Gewichtsreduktion als solche doch als zeitlich begrenzt und vom Gewicht halten deutlich unterschieden dargestellt. Es geht also wieder nur darum, eine begrenzte Zeitdauer durchzuhalten.

Um tatsächlich durchzuhalten, bietet die Dukan-Diät dann ein ausgeklügeltes Motivationssystem an, mit Coaches, Forum, Lob und Dialog. Das zeigt zum einen, dass das Durchhalten wohl nicht so ganz einfach sein wird, denn sonst wäre so ein System ja nicht nötig, und es zeigt zum anderen, dass die Erfolge, die man durch die Diät erzielen kann, von den Erfindern wohl nicht als motivierend genug eingeschätzt werden. Psychologisch ist das ungeschickt. Denn wenn man eine eigentlich vorhandene intrinsische Motivation durch irgendwelche extrinsischen Motivationsmaßnahmen ergänzt, dann geht die intrinsische Motivation verloren. Dann reicht der Abnehmerfolg nicht mehr aus, um zum Weitermachen motiviert zu sein, dann muss ein Lob von Pierre Dukan persönlich her. (Zum Unterschied von intrinsischer und extrinsischer Motivation: hier)

Was psychologisch eher ungeschickt erscheint, ist marketingtechnisch natürlich erfolgreich. Denn das Lob kann man kaufen.

Ernährungsvorschriften

Nun steht hinter der Dukan-Diät natürlich nicht nur ein marketingtechnisches Konzept, sondern auch ein Ernährungsplan. Dieser sieht eine stark Eiweiß-betonte Ernährung vor, ergänzt durch Ballaststoffe. Da Ballaststoffe in der Natur immer zusammen mit Kohlenhydraten vorkommen und diese nicht erwünscht sind, gibt es in der Dukan-Diät viel Kleie, Hafer- und Weizenkleie. Da nicht nur Kohlenhydrate, sondern auch Fett unerwünscht sind, ergibt sich eine recht eingeschränkte Nahrungsmittelauswahl.

Damit das nicht so auffällt, gibt es eine große Zahl von speziellen Dukan-Nahrungsmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln, Aromen und ähnlichem. Das zeigt natürlich eine ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit, es zeigt aber auch, dass das Durchhalten der Dukan-Diät nur mit natürlichen Lebensmitteln kaum möglich ist. Es wird also teuer, und man wird abhängig vom Anbieter.

Es läuft auf eine extrem einseitige Ernährung hinaus, die aus zwei Gründen schwer durchzuhalten ist. Zum einen kann man mit einer solchen Ernährung den Nährstoffbedarf des Körpers nicht decken, man gerät also nach einiger Zeit in eine Fehlernährung. Gleichzeitig wird durch die hohe Eiweißzufuhr eine Übersäuerung des Körpers gefördert, die eine Vielzahl von Krankheiten nach sich ziehen kann. Französische Behörden haben die Dukan-Diät als gesundheitsgefährdend bewertet.

Auch wenn die extreme Einseitigkeit auf die frühen der vier Phasen beschränkt ist und in späteren Phasen eine zunehmende Lockerung der Vorschriften erfolgt, so bleibt doch eine sehr hohe Eiweißzufuhr, die nicht für jeden gesund ist.

Der zweite Grund, warum die Diät schwer durchzuhalten ist, liegt darin, dass sie eine radikale Umstellung der Ernährung erfordert. Es ist einfach kein Platz mehr für die gewohnten und geliebten Mahlzeiten und Lebensmittel. Stattdessen gibt es Haferkleie, jeden Tag Haferkleie.

Wer es schafft, die zunehmende Abneigung gegen Haferkleie zu überwinden und sich auch sonst an die Diätvorschriften zu halten, der wird sehr schnell abnehmen und sein neues Gewicht halten können. Ob das wirklich zu schaffen ist, wird die Erfahrung zeigen, Zweifel sind jedenfalls angebracht.

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Beitragsbild: Yuriy Golub/Shutterstock