Eine Kleidergröße weniger – wie viele Kilo sind das?

Neue Kleider kaufen - nicht einfach, wenn man (noch) übergewichtig ist
27. August 2021
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6 Minuten
Astrid Kurbjuweit

Einer der Hauptgründe, warum Menschen beschließen abzunehmen ist die Feststellung, dass die Lieblingshose nicht mehr zugeht oder allgemein die Klamotten nicht mehr passen. Einer der größten Wünsche übergewichtiger Menschen ist, auch mal ganz normal shoppen gehen zu können, wie die Schlanken auch. Einfach mal etwas zum Anziehen zu finden, ohne Stress und Demütigung.

Auf der anderen Seite gehört es zu den Nebenwirkungen der Gewichtsreduktion, dass man nichts mehr zum Anziehen hat. Alles schlabbert um einen rum, aber natürlich möchte man nicht unbedingt etwas kaufen, weil man ja vorhat, noch mehr abzunehmen. Wie man es dreht und wendet, die Sache mit den Klamotten ist kompliziert, ist irgendwie immer falsch.

Kleidung und Ansehen in der Gesellschaft

Was man anhat, wie man aussieht in seiner Kleidung ist heutzutage sehr wichtig. Das Aussehen ist heutzutage einer der Hauptgründe dafür, dass Dicke diskriminiert werden. Dazu muss man noch nicht einmal übergewichtig sein. Kleidergröße 40 reicht manchmal aus, um als PlusSize oder mollig klassifiziert zu werden. Was nicht unbedingt zur Toleranz gegenüber denjenigen beiträgt, die tatsächlich große Größen benötigen. Zum einen ist die Auswahl an Kleidung in großen Größen immer noch kleiner, zum anderen sind die vorhandenen Auswahlmöglichkeiten nicht unbedingt nach dem Geschmack derer, die sie tragen müssen. So kommt es, dass viele Übergewichtige in Klamotten herumlaufen, die sie sich nicht so unbedingt ausgesucht haben, die nur eben das kleinste Übel waren. Wenn sie dann nicht so besonders gut darin aussehen, werden sie dafür auch noch diskriminiert, manchmal auch ausgelacht.

Der Klamottenkauf gestaltet sich oft auch wie das reinste Spießrutenlaufen. Da ruft die Verkäuferin laut die benötigte Größe durch den Laden, um dann mitzuteilen, dass so große Größen leider nicht vorrätig sind. Da sind Umkleidekabinen zu eng, die Beleuchtung so, dass man irgendwie immer noch viel dicker aussieht. Während viele Dünne den Kleiderkauf als Hobby betreiben, ist es für Übergewichtige ein notwendiges Übel, dem sie sich so selten wie möglich aussetzen. Mit der Folge, dass sie keine schicken, neuen Klamotten haben, sondern in den alten, unmodernen Sachen rumlaufen. Die dann vielleicht sogar noch zu klein sind, so dass es vollends unmöglich aussieht.

Etwas ändern, aber was?

Wenn die vorhandenen Klamotten und der vorhandene Mensch nicht zusammenpassen, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, das zu ändern. Man kann die Auswahl an vorhandenen Klamotten ändern, oder man kann sich selbst, den Menschen ändern.

Heutzutage entscheiden sich immer noch die meisten dafür, sich selbst zu ändern, also abzunehmen. Auch wenn es zunehmend Bestrebungen gibt, an den Umständen und Bedingungen, in diesem Fall also an der Kleidungsauswahl, etwas zu ändern, so hat sich an dem grundsätzlichen Problem, dass es nicht genügend Auswahl, vor allem nicht die richtige, angemessene Auswahl gibt, nicht viel geändert.

Auch wenn es viele Gründe für das Abnehmen gibt, so ist es doch problematisch, wenn man in dem Missverhältnis von Kleidung und eigener Person grundsätzlich sich selbst als das unpassende Element ansieht. Denn eigentlich sollte doch die Kleidung zum Menschen passen, oder eben passend gemacht werden. Nicht umgekehrt die vorhandene Kleiderauswahl als Maßstab genommen werden, an den der Mensch sich anzupassen hat.

Hinzu kommt, dass auch dann wenn man sich für das Abnehmen entscheidet, dieses Vorhaben leichter in die Tat umzusetzen ist, wenn man sich dabei wohl in seiner Haut, und eben auch in seiner Hülle, der Kleidung, fühlt.

Kleidung und Umstände ändern

Die eine Möglichkeit ist, an der Kleidung, an der Auswahl etwas zu ändern. Zum einen ist das ja ein grundsätzliches Problem, das die Auswahl, die von den Herstellern angeboten wird, betrifft. Darauf hat man sicher als Einzelperson nur sehr begrenzt Einfluss, kann aber durchaus als Teil einer Gemeinschaft etwas bewirken. Und auch als Einzelner kann man seinen Protest gegen die herrschenden Zustände deutlich machen, kann man fordern, dass etwas geändert wird.

Auch wenn man im Moment vielleicht glaubt, dass das keinen Zweck hat, so können doch viele Einzelne durchaus ein Umdenken bewirken. So ist die Auswahl, sind die Möglichkeiten ja heute schon größer als noch vor einigen Jahren. Auch wenn das Ziel noch nicht erreicht ist. Und man kann sich selbst wohler fühlen, auch in vielleicht nicht optimaler Kleidung, wenn man mal klargemacht hat, dass man nicht einverstanden ist, dass man keine Lust mehr hat, immer wieder für Dinge verantwortlich gemacht zu werden, für die man nichts kann, wie für die unzulängliche Kleiderauswahl. Indem man sich engagiert, arbeitet man auch an seinem Selbstbewusstsein, und damit an seinem Wohlbefinden.

Andererseits kann man natürlich versuchen, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Beste zu machen. Das reicht vom Selbernähen über das zumindest Selberändern von Kleidung über das Finden des richtigen Bekleidungsgeschäftes bis hin zur maßgefertigten Kleidung aus der professionellen Schneiderei. Es kann sich auch lohnen, sich Sachen von der Schneiderin ändern zu lassen, so dass aus zeltartigen Gebilden durchaus Sachen mit einem schicken, der eigenen Figur angemessenen Schnitt werden können. Oft sind dazu nur kleine Änderungen nötig, die gute Schneiderin weiß, welche.

Sich selbst ändern, abnehmen

Die andere Möglichkeit, sich selbst zu ändern, abzunehmen, und damit die Auswahl an schicker Kleidung größer zu machen, kann und sollte man natürlich auch in Erwägung ziehen. Versuchen, oder tun sollte man das allerdings nur dann, wenn man es wirklich will. Denn es geht dabei nicht nur um Kleidung. Aus Resignation vor den Umständen zu glauben, man müsste eben abnehmen, müsste sich eben anpassen, sich passend machen, wird vermutlich nicht zum Erfolg führen. Misserfolge, Stress und Frustration machen dick, nicht schlank. Das sollte man also vorher überlegen und im richtigen Moment mit dem Abnehmvorhaben beginnen. Oder auch, ganz selbstbewusst, beschließen, dass man das (jetzt) nicht will. Der Wunsch nach ungehindertem Kleiderkauf reicht jedenfalls für gewöhnlich nicht aus, um erfolgreich, dauerhaft abzunehmen. Es braucht mehr.

Erfolgreich abnehmen

Erfolgreiches Abnehmen setzt also den Willen voraus, es wirklich zu schaffen, sich wirklich dafür zu engagieren. Aber das alleine reicht noch nicht aus. Es braucht auch eine passende Abnehmmethode, und, tatsächlich, passende Kleidung.

Denn zum einen ist es eine gute Idee, sich zu bewegen, wenn man abnehmen möchte. Das geht nur, wenn die Kleidung nicht zu eng ist, wenn man sich tatsächlich bewegen kann. Und zum anderen braucht es Selbstbewusstsein, das wiederum voraussetzt, dass man sich nicht selbst unmöglich oder sogar peinlich findet. Wenn man also die zu eng gewordenen Kleidungsstücke fürchterlich findet und nicht anziehen mag, dann ist abnehmen durchaus eine Lösung, aber als Sofortmaßnahme werden trotzdem passende Klamotten gebraucht.

Die häufig angeführte Überlegung, dass man ja in den unmöglich aussehenden Klamotten die perfekte Motivation zum Abnehmen hat, die führt leider in die Irre. Das unmögliche Aussehen, egal ob das tatsächlich so ist oder ob einem das nur so vorkommt, motiviert nur scheinbar. Tatsächlich frustriert es. Schafft also einen Zustand, in dem man nicht unbedingt konzentriert an seinen Zielen arbeiten kann. Wer zuversichtlich in die Zukunft schaut, wer an seinen eigenen Erfolg glaubt, der hat die besseren Chancen.

Unterwegs zum optimalen Gewicht

Sobald man ein bisschen abgenommen hat, ändert sich die Kleidergröße. Wer erst kurz vorher zugenommen hatte, hat Glück, hat meistens noch was Passendes im Schrank. Wer aber lange Zeit viel gewogen hat, hat vielleicht nur Sachen in der eben noch gebrauchten großen Größe. Da stellt sich dann die Frage, wie man mit der Situation umgehen soll.

Zum einen ist es ein tolles Gefühl, jetzt die Kleider eine Nummer kleiner kaufen zu können. Zum anderen ist das Ziel meist noch weit oder jedenfalls etwas entfernt, es werden also noch weitere Konfektionsgrößen folgen. Sich jedesmal vollständig neu einzukleiden übersteigt bei den meisten die Möglicheiten. Es erscheint ja auch nicht wirklich sinnvoll. Daher sind pragmatische Zwischenlösungen gefragt.

Die oft empfohlene Möglichkeit, sich gleich etwas zu kaufen, was noch etwas zu klein ist und sich dann zu freuen, wenn man im Laufe der Zeit hineinschrumpft, ist nicht wirklich zu empfehlen. Denn zum einen braucht man ja meistens jetzt etwas Passendes zum Anziehen, zum anderen ändert sich mit der Kleidergröße auch die Figur, so dass das neue Teil dann unter Umständen trotz eigentlich richtiger Größe nicht richtig sitzt. Und vor allem schafft so ein Teil Druck, nicht Motivation. Das ist nicht das, was man braucht, auch wenn es viele glauben.

Zwischenlösungen

Besser als zu kleine Sachen zu kaufen ist also, sich entweder noch ein bisschen zu gedulden und eine Zeitlang Sachen zu tragen, die eben etwas zu groß sind. Oder Sachen zu ändern, ein paar Abnäher hier und da machen aus einem Stück, das eben noch wie ein Kartoffelsack aussah, oft nochmal ein schickes Teil. Oder eben für besondere Gelegenheiten das eine oder andere Teil zu kaufen und sich ansonsten zu behelfen, zu improvisieren.

Nicht zu vergessen sind auch die Möglichkeiten, Second Hand etwas zu erwerben, oder auch an einer Kleiderbörse teilzunehmen. Auf diese Weise kann man auch Menschen treffen, die in der gleichen Situation wie man selbst sind. Die Kleider, die man nur zeitweise braucht, kann man dann weitergeben und kann selbst von anderen Sachen bekommen, die diese auch nur zeitweise gebraucht haben.

Was anziehen?

Kleidung in großen Größen ist immer noch ein Problem. Da stellt sich verstärkt die Frage, was man denn nun anziehen soll. Es gibt viele Tipps, wie man vermeintliche oder tatsächliche Problemzonen kaschieren kann, aber das beantwortet nicht die Frage, ob man das auch will. Auf der einen Seite ist man eingeschränkt durch die gegebene Auswahl, auch dadurch, dass Kleidung in großen Größen oft teuer ist. Auf der anderen Seite bekommt man oft ungefragt Ratschläge, was man tragen soll oder sogar muss. Da ist es garnicht so einfach, den eigenen, persönlichen Stil zu finden. Besser als die optimalen Problemzonen-Kaschierer sind jedenfalls Kleidungsstücke, die einem gefallen, in denen man sich selbst gut findet. Suchen hilft, fordern hilft, selbermachen hilft auch. Es gibt Lösungen, auch wenn es manchmal Kompromisse sein müssen.

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Beitragsbild: Africa Studio/Shutterstock